1. Ein Riesenschwarm

    Samstags auf’m Dorf. Überall dröhnen die Benzinmäher, die Rasenkanten werden nachgestochen, Unkraut wird gezupft. Die Natur muss ja in geregelte Bahnen gelenkt werden. In manchen Gärten aber verfolgen Menschen einen anderen Ansatz. Heimische Pflanzen einfach mal wachsen lassen, mit behutsamen Eingriffen, um Vielfalt zu ermöglichen. Dort blüht es an allen Ecken. Nicht nur für Bienen verlockender als die grüne Wüste in den übrigen Gärten rundherum. Genau diesen Gedanken hatte wohl auch ein Bienenschwarm und hat sich in einem schönen Naturgarten in der Nachbarschaft an einem Holunderbusch niedergelassen. Über Umwege kam die Information darüber zu uns. Ein befreundeter Imker im Dorf hatte schon abgewunken, da er seine Bienenhaltung eher verkleinern statt vergrößern will. Also packten wir unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Weg.

    Im Garten angekommen, erwarteten uns interessierte Gartenbesitzer und ein riesiger Schwarm. Der saß wohl schon seit ein paar Stunden im Holunder. Netterweise auf angenehmer Arbeitshöhe. So war keine halsbrecherische Leiterakrobatik nötig. Wir besprühten ihn mit Wasser, damit die Bienen nass und schwer werden. Dadurch fliegen sie beim anschließenden Abschlagen nicht so sehr auf, sondern bleiben eher in der Kiste. Netterweise durften wir die Äste, an denen der Schwarm hing, abschneiden. Dadurch konnten wir ihn Stück für Stück vom Busch pflücken und in die bereitstehende Kiste befördern. Als wir alle Bienen vom Holunder in die Kiste verfrachtet hatten, stellten wir die Kiste ein paar Meter weiter auf die Wiese.

    Dann stand das Warten an. Wenn die Königin in der Kiste ist, beginnen die Bienen am Eingang zu sterzeln. Dabei halten sie ihr Hinterteil in die Luft und schlagen mit dem Flügeln. Auf diese Weise werden Duftstoffe verteilt, die den anderen Bienen, die noch nicht in der Kiste sind, signalisieren, dass die Kiste ein brauchbares zu Hause ist und die Königin schon eingezogen ist. So folgen nach und nach alle Bienen in die Kiste. Ist die Königin aber nicht in der Kiste, zieht der Schwarm aus der Kiste aus und versammelt sich wieder bei der Königin. Oder im Holunder, weil es da noch nach der Königin riecht.

    Wir hatten allerdings Glück. Nach ein, zwei Stunden kamen wir in der Dämmerung zurück und konnten sehen, dass im Holunder nur noch wenige Bienen umherschwirrten. Stattdessen flogen sich schon um die Kiste herum die ersten Bienen des Schwarms ein. Sie hatten also die Kiste als neues Heim akzeptiert und begannen bereits, sich einzugewöhnen. Das Einfliegen dient dabei den Bienen, sich die Umgebung des neuen Wohnorts einzuprägen, damit sind den Weg zurück finden. Nach einem weiteren Plausch mit der Gartenbesitzerin und dem Besitzwechsel zweier Honiggläser packten wir uns die Kiste und brachten sie nach Hause.

    Der nächste Tag

    Der Schwarm war uns am Vortag schon sehr groß vorgekommen, daher schauten wir am nächsten Morgen lieber direkt in die Kiste, um zu sehen, ob er mehr Platz als den einen Brutraum benötigt. Und tatsächlich war es ein riesiger Schwarm. Die Kiste war proppenvoll, weshalb wir lieber direkt einen zweiten Brutraum aufsetzten.

    Wir imkern immer mit zwei Bruträumen, so die Völker zu stark für einen Brutraum werden. Das schmälert zwar etwas den Honigertrag, da durch die zwei Bruträume viel Platz für Honigkränze vorhanden ist. Aber aus unserer Sicht ist dies ein wesensgemäßerer Ansatz, als das Volk auf einen Brutraum zu quetschen, in dem gerade genug Platz für die Brut ist und bereits Pollen nicht mehr hineinpasst. Von Honig ganz zu schweigen. Wir verzichten lieber auf etwas Honig und hoffen, den Bienen so ein netterer Imker zu sein.

    Vier weitere Tage später

    Nach vier weiteren Tagen haben wir noch mal in die Kiste geschaut. So ein Schwarm ist ja immer etwas besonderes für uns, und da will man von Anfang an dafür sorgen, dass er es auch gut hat. Und bei einem so großen umso mehr. Also lupften wir den Deckel und wurden von einem sehr starken Volk überrascht. Der obere Brutraum war schon bis auf die beiden Randwaben ausgebaut und die mittleren Waben waren auch schon vollständig bestiftet. Das Volk hat also in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit die Mittelwände zu fertigen Waben umgebaut und auch die Königin ist bereits eifrig dabei, Stifte (wie die Bieneneier genannt werden) zu legen. Daher war der Entschluss schnell gefasst, bereits nach wenigen Tagen mit einem Honigraum zu erweitern. Zum einen können die Bienen so weiterhin ihrem Bautrieb nachgehen, zum anderen laufen wir dann nicht Gefahr, dass das Volk aus Platzmangel anfängt, den Brutraum zu verhonigen. So nennt man den Prozess, wenn das Volk keinen Platz für Honig hat und diesen dann in Zellen einlagert, die eigentlich für die Brut vorgesehen sind. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass keine neuen Bienen mehr heranwachsen können. Entweder schwärmt das Volk dann wegen Platzmangel, oder es geht irgendwann daran zu Grunde. Denn um ein Volk am Leben zu erhalten, ist eine gewisse Menge an Bienen nötig. Sind es zu wenige, geht es ein.

    Netter Nebeneffekt dieser Erweiterung mit einem Honigraum ist auch, dass der Honig später auch geerntet werden kann. Und so sind wir nun trotz des schlechten Starts guter Hoffnung, dass wir in diesem Jahr noch etwas Honig ernten können.

    Auch scheint die Königin eine sehr freundliche Genossin zu sein. Auf der ersten Brutwabe lief sie uns direkt über den Weg, sodass wir sie umgehend gefangen und gezeichnet haben. Dabei wird die Königin farbig markiert. Manche Imker nutzen einen Lackstift, wir kleben ein farbiges Plättchen mit etwas Schellack, also einem natürlichen Kleber, auf den Rückenpanzer der Königin. Diese farbige Markierung erleichtert dem Menschen, die Königin schnell zu finden und somit zu wissen, dass das Volk noch weiselrichtig ist, also eine Regentin hat. Außerdem wird je nach Jahreszahl eine andere Farbe gewählt, womit man direkt das Alter der Königin bestimmen kann.

    Und nun lassen wir dem Schwarm ein paar Tage Ruhe, um sich einzuleben. In neun oder zehn Tagen schauen wir dann wieder hinein und freuen uns hoffentlich ob des starken und gesunden Volks.

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  2. Rückblick 2021

    Der Rückblick des letzten Jahres fing damit an, dass viel Zeit in den Hausbau geflossen ist. Der Rückblick auf das Jahr 2021 könnte genau so anfangen. Viel Arbeit erledigt, aber noch immer viel zu tun. Aber es geht vorwärts. In diesem Jahr steht auch der Garten auf dem Programm, sodass die Bienen dann endlich an ihre geplanten Standplätze ziehen können.

    Das Jahr 2021 war relativ früh recht warm, sodass die Bienenvölker zeitig in die Brut gingen, also die Königin früh begann, Eier zu legen. Im Mai wurde es dann allerdings noch mal für längere Zeit kalt. Viel Brut bei geringen Temperaturen zwingt die Bienen dazu, die Brut zu wärmen. Dabei wird viel Energie verbraucht, es wird also viel genascht. Im Frühjahr 2021 führte dies dazu, dass wir bei einem Volk sogar zufüttern mussten, weil die Reserven aus dem Winter und der bereits frisch eingetragene Nektar aus dem Frühjahr zur Neige gingen. Das bisschen Futter ist dabei nicht das Problem, wohl aber der Umstand, dass der bis in den Mai gesammelte Nektar nicht zu Honig verarbeitet werden kann, sondern als Futter verbraucht wird. Ein Großteil der Frühtracht ist damit dahin.

    Als es dann im Sommer wieder besser wurde, hat das Starkregentief Bernd unser Leben erheblich auf den Kopf gestellt. Zwar waren wir nicht durch das Unwetter direkt betroffen, aber von mir als Einsatzkraft im Katastrophenschutz hat es doch viel Zeit und Energie gefordert. Den Bienen ging es während dieser Zeit allerdings blendend. Als wir dann wieder soweit im Normalmodus waren, dass wir uns um die Honigernte, die Behandlung gegen die Varroamilbe und das Einfüttern der Wintervorräte kümmern konnten, war es schon sehr spät im Jahr.

    Eventuell war es schon zu spät. Eventuell war aber auch der Standplatz der Bienen im Winter nicht optimal. Denn leider sind uns von unseren neun Völkern im Spätsommer nur ein starkes und zwei Schwache nach der Auswinterung geblieben. Eine erschreckende und betrübliche Bilanz. Auch wenn erfahrene Imker sagen, dass es gute und schlechte Jahre gibt, geht ein Winter mit so großen Verlusten doch nicht spurlos an uns vorbei. Lag es eventuell an den vielen Spätblühern, die auf den Fichtenkalamitätsflächen aufgekommen sind. Oder lag es doch an uns Imkern? Leider ist es schwierig, konkrete Ursachen zu finden. Aber für das Jahr 2022 haben wir uns vorgenommen, die Bienen im Sommer zeitiger zu bearbeiten und auch die Volksstärke der Völker im Herbst zu beachten. Denn die kleinen Ableger aus 2021 sind auch nur als sehr schwache Völkchen in 2022 gestartet. Dann doch lieber aus zwei schwachen Völkern ein starkes machen.

    Und so beginnt das Jahr 2022 mit zwei kleinen Völkern, die noch so schwach sind, dass sie die aktuelle Blühphase nicht nutzen können, und einem starken Volk, von dem wir uns etwas Honig erhoffen. Ziel ist es daher, genug Honig für uns und ein paar Gläser für die Familie zu bekommen, und darüber hinaus die Völkerzahl wieder so zu erhöhen, dass wir mit sechs starken Völkern in den Winter gehen. Außerdem möchten wir in diesem Jahr das Thema Königinnenzucht angehen. Dazu aber später mehr.

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  3. Was für ein Mai

    Hatten wir Ende April noch die Hoffnung, dass es bald bergauf geht, so müssen wir nun leider konstatieren, dass das kalte und nasse Frühjahr noch einige Wochen länger angedauert hat. Erst Ende Mai ließen die Regenfälle soweit nach, dass die Bienen über längere Strecken ausfliegen konnten. Auch gab es noch bis Ende Mai Nachtfröste, was einen hohen Energieaufwand erfordert, um die Brut auf Temperatur zu halten. Daher kam es sogar dazu, dass wir Anfang Juni die Völker füttern mussten, denn sie hatten keine Futterreserven mehr im Stock.

    Die Situation ist durch das sehr warme Winterende bedingt. Sonnige Tage im Februar ermöglichen es den Bienen, zu Reinigungsflügen aufzubrechen und Pollen zu sammeln. Damit ist das Volk gut gerüstet für einen schnellen Brutbeginn. Viel Brut in den Völkern sorgt für viele Bienen, wenn die Blütezeit im Frühjahr beginnt. Wenn aber, wie in diesem Jahr, das Wetter nass und kalt ist, können die Bienen nicht ausfliegen, um Nektar zu sammeln, sondern müssen stattdessen die Brut wärmen, damit sie nicht erfriert. Statt also Nahrung einzutragen und zu bevorraten, werden die Vorräte aufgezehrt, um zu heizen.

    Dies hat tatsächlich dazu geführt, dass wir Anfang Juni die Völker füttern mussten. Das erste Volk hatte alle Reserven aufgebraucht und bei den anderen waren auch nur noch kleine Mengen Futter zu finden. Glücklicher Weise haben wir ein Auge auf den Futterverbrauch gehabt und konnten so noch rechtzeitig gegensteuern.

    Eigentlich will man die Bienen in der aktuellen Jahreszeit nicht füttern. Zum einen waren die Tage schon wieder wärmer und wir hatten die Hoffnung, dass die Bienen selbst genug finden würden. Wenn man aber füttern muss, ist es schwierig, nur einige Völker an einem Stand zu füttern, denn der Futtersirup kann andere Völker zur Räuberei verleiten. Daher sollte man alle Völker an einem Stand gleichzeitig füttern. Hat aber ein Volk noch sehr viel Futter im Stock und wird dann gefüttert, wird das Futter nicht zum schnellen Verzehr brutnah eingelagert, sondern kommt als langfristige Reserve in den Honigraum. Lebensmittelrechtlich betrachtet, würde damit allerdings der Honig verunreinigt. Denn diesem darf nichts hinzugefügt werden, also auch kein Futtersirup. Daher ist es für Imkereien, die Honig ernten möchten, eine Gratwanderung, wann gefüttert wird. Zu frühes Füttern verhindert die Honigernte, zu später Füttern lässt die Bienen verhungern. Da unsere Betriebsweise nicht auf maximalen Honigertrag ausgelegt ist, gehen wir lieber kein Risiko ein. Nicht zuletzt auch aus Respekt vor dem Lebewesen Bienenvolk.

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  4. Kaltes Frühjahr

    Der Kälteeinbruch im April mit noch immer andauernden Nachtfrösten hat die Entwicklung unserer Bienenvölker stark beeinträchtigt. Nach der Auswinterung im März, wenn das Wetter langsam wärmer wird, findet die Durchlenzung statt. Durchlenzung ist der Wechsel von Winterbienen zu Sommerbienen.

    Winterbienen

    Winterbienen sind langlebige Bienen, die im Herbst zur Welt kommen. In der kalten Jahreszeit bilden sie einen Bienentraube, um sich gegenseitig und vor allem die Königin zu wärmen. Sie verhalten sich dabei wie ein belgischer Kreisel: die Bienen am äußeren kalten Rand bleiben dort, bis es ihnen zu kalt ist, um sich dann zum Aufwärmen ins Innere der Traube zu begeben. Winterbienen leben mehrere Monate.

    Sommerbienen

    Sommerbienen dagegen werden nur wenige Wochen alt. Nach dem Schlupf halten sie den Bienenstock sauber, füttern Larven, lagern Pollen ein, trocknen Honig, um dann später auch auszufliegen, um Honig, Pollen, Wasser und Wachs zu sammeln. Diese Arbeiten sind so kräftezehrend, dass die Bienen nach wenigen Wochen im wahrsten Wortsinn abgearbeitet sind und sterben.

    Durchlenzung

    Die Durchlenzung ist nun der Zeitraum, an dem das Wetter wieder besser wird und die Königin mit Hilfe der Winterbienen wieder mit der Aufzucht neuer Bienen beginnt. Genau in diesen Zeitraum fiel in den vergangenen Wochen nun der Kälteeinbruch, sodass die Bienenvölker wieder einen Gang zurückgeschaltet haben. Große Brutnester, wie sie für ein starkes Bienenvolk benötigt werden, brauchen in kalten Nächten auch eine starke Heizleistung, damit die Brut nicht erfriert. Wenn das Volk aber noch nicht stark genug ist, wird die Bruttätigkeit wieder zurückgefahren.

    Dieses Verhalten ist von der Natur zum Schutz der Bienenvölker so angelegt und als Imker ist man froh, dass die Bienen auch mit solchen Wetterkapriolen gut umgehen können. Allerdings kann dieses Verhalten für den Imker auch einen Nachteil bringen. Bei dem nun seit einer Woche besseren Wetter werden die Bienen wieder mit der Brutaufzucht beginnen, allerdings dauert die Aufzucht der Bienen vom Legen des Eis bis zum Schlupf der Arbeiterin drei Wochen. Bienen haben nach dem Winter somit eine etwas längere “Kaltstartphase”. Die Natur hingegen ist manchmal viel schneller. Oft reichen wenige sonnige Tage, damit Bäume und Wiesen von Blüten nur so wimmeln. Fällt diese “Explosion” der Natur nun just in die Durchlenzung, in der noch nicht genug junge Sommerbienen geschlüpft sind, kann es passieren, dass viele Blüten schon wieder verblüht sind, bevor die Bienen sie anfliegen können. Das schmälert zum einen die Bestäubung, zum anderen den Honigertrag.

    Um die Bienen sorgen wir uns nicht, für die wird es reichen, aber für uns Imker könnte dieses Frühjahr etwas weniger Honig übrig bleiben.

    Wetter im Siegerland

    Allerdings haben wir im Siegerland einen kleinen Standortvorteil, der in normalen Jahren ein Standortnachteil ist. Die Entwicklung der Natur hinkt bei uns immer einige Tage bis wenige Wochen hinterher. Sind in manchen Regionen die Wiesen bereits gelb vom Löwenzahn, kommen hier erst die ersten Blüten auf. Daher haben wir die Hoffnung, dass nicht nur die Bienen, sondern auch die Blüten in diesem Jahr einfach etwas später starten.

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  5. Neues Jahr

    Das letzte Jahr war geprägt vom Hausbau. Wir haben viel Zeit und Energie in unser Eigenheim investiert. Trotzdem sind wir nicht zum Einzugstermin fertig geworden, sodass wir nun schon einige Monate in einem nicht fertigen Haus wohnen. Allerdings ist dadurch auch etwas der Zeitdruck weg. Nun machen wir langsam, aber stetig weiter. Und irgendwann werden wir auch fertig. So man denn mit einem Haus überhaupt fertig werden kann.

    Die Bienen sind im letzten Jahr leider etwas zu kurz gekommen. Zwar haben wir uns neben dem Hausbau die nötige Zeit genommen, aber für Nebentätigkeiten wie zum Beispiel diesen Blog fehlte dann doch die Zeit. Auch haben wir viele Vorbereitungsarbeiten für die neue Saison vor uns hergeschoben. Daher baue ich gerade die letzten Beuten und löte Mittelwände ein, damit in wenigen Wochen bei der Auswinterung alles parat ist.

    Dabei ist im letzten Jahr vieles berichtenswerte passiert. Wir haben unseren ersten und kurz danach auch einen zweiten Schwarm gefangen, wir sind in Ablegern ertrunken, sodass wir uns schon Material von befreundeten Imkern ausleihen mussten, wir haben fast keinen Honig geerntet, und wir haben neues Material ausprobiert. Einige der Erfahrungen aus dem letzten Jahr werden wir sicher noch in verschiedenen Beiträgen hier im Blog aufschreiben. Dieser Beitrag soll allerdings nur mehr ein kleines Lebenszeichen sein, dass es hier zukünftig wieder vermehrt Einblicke in unsere Imkerei geben wird.

    Ins Jahr 2021 starten wir mit aktuell 6 Völkern. Leider hat es ein Volk nicht durch den Herbst geschafft. Vermutlich hat die Königin eine zu intensive Behandlung gegen die Varroamilbe nicht überlebt, wodurch das Volk nicht mehr in der Lage war, Winterbienen aufzuziehen. Bei der im Winter anstehenden Behandlung haben wir daher nur noch eine leere Beute vorgefunden. Die restlichen Völker machen aber einen guten Eindruck. Drei sind erstaunlich stark, zwei sind noch recht schwach, aber mit etwas Fürsorge in den kommenden Wochen werden sie sich sicher auch gut entwickeln.

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  6. Honig wiegen

    Auf Grund gesetzlicher Vorgaben muss Honig mit einer geeichten Waage abgefüllt werden. Eichung bedeutet, dass die Waage in regelmäßigen Abständen von einer dazu befähigten Organisation daraufhin geprüft wird, dass sie das Gewicht korrekt anzeigt. Somit sorgt man also dafür, dass die Menge im Glas landet, die auf dem Etikett angegeben ist. Aber wie teuer ist so eine geeichte Waage? Wie teuer eine Eichung? Und wie geht das überhaupt?

    Fertigpackungen

    Honig wird in so genannten Fertigpackungen verkauft. Was Fertigpackungen sind, regelt die Fertigpackungsverordnung

    Fertigpackungen sind Verpackungen beliebiger Art, in die in Abwesenheit des Käufers Erzeugnisse abgepackt und die in Abwesenheit des Käufers verschlossen werden, wobei die Menge des darin enthaltenen Erzeugnisses ohne Öffnen oder merkliche Änderung der Verpackung nicht verändert werden kann.

    Nimmt man beispielsweise das Honigglas des DIB, so handelt es sich um eine Fertigpackung. Es wird in Abwesenheit des Käufers gefüllt, nämlich beim Imker im stillen Kämmerlein (oder so ähnlich) und es wird auch dort verschlossen und etikettiert. Will der Kunde nun ein Glas kaufen, kann er am Gewährverschluss erkennen, ob das Glas ungeöffnet ist. Denn wenn das Glas geöffnet wird, zerreißt der Gewährverschluss. Somit ist allein der Abfüller für die Menge des Inhalts verantwortlich. Und damit dieser sich sicher ist, dass die Menge auch der entspricht, die auf dem Glas angegeben ist, müssen geprüfte Waagen eingesetzt werden.

    Das Eichamt

    Diese Prufung der Waage nennt man Eichung. Dabei wird die Waage so eingestellt, dass sie innerhalb eines definierten Bereichs mit einer definierten Genauigkeit das Gewicht anzeigt. In NRW ist der Landesbetrieb Mess- und Eichwesen für diese Prüfung und damit

    den Schutz der Bürger vor den vielfältigen Auswirkungen falscher Messergebnisse

    zuständig. So ist es im Mess- und Eichgesetz festgeschrieben.

    Die gesetzlichen Vorgaben

    Für geeichte Waagen gibt es verschiedene Genauigkeitsklassen, von Feinwaagen (Klasse I) über Präzisionswaagen (Klasse II) hin zu Handelswaagen (Klasse III). Für die Abfüllung von Honig benötigen wir eine Waage der Klasse III.

    Honig wird für gewöhnlich in 500g Gläsern abgefüllt. Laut §22 FertigpackV ist hier eine Minusabweichung von 3% der Nennmenge möglich, das wären also 15g. Damit erklärt sich auch, warum eine Waage der Klasse III mit einer Genauigkeit von 1-2g ausreichend ist.

    Waagenauswahl

    Waagen haben einen Wiegebereich. Das ist der Bereich, für den sie gebaut wurden und in dem sie eine bestimmte Toleranz nicht überschreiten. Für Honig im DIB-Glas reicht es also aus, wenn der Wiegebereich 500g umfasst. Für eine Waage auf dem Obstmarkt, wo auch schon mal mehrere Kilo Kartoffeln über den Tresen gehen, muss die Waage natürlich entsprechend größer sein. Und auch Waagen für Fahrzeuge müssen unter bestimmten Bedingungen geeicht sein. Stellt man aber ein DIB-Glas mit Honig auf eine LKW-Waage, wird diese das Gewicht wahrscheinlich nicht auf wenige Gramm genau anzeigen. Die Waage muss also zum Einsatzbereich passen. Für uns Hobbyimker ist daher eine Waage für das DIB-Glas ausreichend. Die meisten Waagen, die man für diesen Bereich so findet, haben einen Wiegebereich von 0kg bis 3kg, manchmal auch von 0kg bis 6kg.

    Kosten

    Die Auswahl an eichfähigen Waagen ist größer, als ich es vermutet hätte. Bei den einschlägigen Onlinehändlern für Imkereibedarf findet man Waagen zwischen 200€ und 400€, in allgemeinen Onlineshops auch schon mal etwas günstiger. Ich habe mich nach etwas Recherche für ein Modell der nicht so prominenten Marke Ohaus entschieden, da dieses zum recht günstig ist und die Möglichkeit bietet, die Waage an einen Computer anzuschließen. Das ist aber ein Thema für einen anderen Post.

    Die Kosten für die Eichung einer Waage richten sich nach der Messbereich der Waage. Für unsere Honigwaage bis 3kg findet man die Gebühr im Gebührenverzeichnis des Landesbetriebs Mess- und Eichwesen unter der Schlüsselzahlengruppe 2: Messgeräte zur Bestimmung der Masse. Dort gibt es den Abschnitt Schlüsselzahlengruppe 2.2: Nichtselbsttätige Waagen mit den Waagen der Genauigkeitsklasse III, den Handelswaagen. Mit einem Messbereich bis 5kg (Punkt 2.2.3.1) wird dort eine Gebühr von 73,40€ aufgerufen. Hat man eine Waage mit einem Wiegebereich zwischen 5kg und 50kg, kostet es gar 91,10€.

    Aber selbst bei einer Waage mit einem Wiegebereich unter 5kg ist das eine stattliche Summe, vor allem für einen kleinen Hobbyimker. Zwar fällt eine Prüfung nur alle zwei Jahre an. Aber bekommt man das nicht doch noch etwas günstiger?

    Rabatte

    Sollte man meinen. Laut §5 (1) 12 der Mess- und Eichverordnung ist die Verwendung einer geeichten Waage nicht notwendig, wenn der Jahresumsatz unter 2000 Euro liegt und der Betrag eines Geschäftsvorgangs 5 Euro nicht überschreitet. Wer also seinen Honig für 5 Euro anbietet und weniger als 200kg verkauft, ist von den Vorgaben der Mess- und Eichverordnung befreit. Sofern er an jeden Kunden nur ein Glas Honig verkauft. Da das aber sehr unwahrscheinlich ist, kann sich der Imker nicht auf diese Klausel berufen.

    Im Gebührenverzeichnis unter §7 (3) heißt es:

    Aus Gründen des öffentlichen Interesses oder der Billigkeit, insbesondere für Kleinstunternehmen und kleine Unternehmen im Sinne der Empfehlung 2003/361/EG der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen (ABl. L 124 vom 20.5.2003, S. 36), kann eine niedrigere Gebühr als die in der Anlage vorgesehene Gebühr oder eine Gebührenbefreiung bestimmt werden. Im Übrigen können Ermäßigungen gewährt werden, sofern diese im Gebührenverzeichnis vorgesehen sind.

    Ermäßigung? Gebührenbefreiung? Für Kleinstunternehmer oder kleine Unternehmen? Trifft das auf Imker zu?

    In der Empfehlung der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen (2003/361/EG) heißt es:

    Innerhalb der Kategorie der KMU wird ein Kleinstunternehmen als ein Unternehmen definiert, das weniger als 10 Personen beschäftigt und dessen Jahresumsatz bzw. Jahresbilanz 2 Mio. EUR nicht überschreitet.

    Das sollte also auf die meisten Imkereien zutreffen. Leider ist auf Nachfrage beim Landesbetrieb Mess- und Eichwesen noch keine andere Gebühr für Kleinstunternehmer festgesetzt worden.

    Aber es gibt noch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Eine Ermäßigung. In der Gebührenordnung ist unter Punkt E 2.2-1 angegeben, dass sich die Gebühr um 50% verringert, sofern die Prüfung von Waagen in den Räumlichkeitender zuständigen Stelle erfolgen. Für mich lohnt es sich nicht, wegen knapp 40€ zwei Stunden Auto zu fahren. Aber es gibt noch eine weitere Ermäßigung. Bei einer Prüfung im Rahmen einer Rundfahrt wird ein Nachlass von 20% gewährt. Meldet man sich also für eine solche Rundfahrt an, kommt der Prüfer zur Waage, und man zahlt nur noch 58,72€. Pro Jahr müsste man also 29,36 für die Waageneichung einpreisen.

    Und dann gibt es natürlich auch die Möglichkeit, eine solche Waage als Verein zu kaufen, sodass alle Mitglieder sich diese ausleihen können. Damit lassen sich die Kosten auf alle umlegen und plötzlich bietet sich eine günstige Möglichkeit, seinen Honig entsprechend der gesetzlichen Vorgaben abzufüllen.

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  7. Honigernte 2019

    Gestern war es endlich soweit. Nach vielen interessanten Erlebnisse mit unseren Bienen im vergangenen Bienenjahr stand mit der Honigernte quasi der Höhepunkt im Jahreslauf des Imkerns an. Am Sonntag legten wir die Bienenflucht ein. Das ist eine Holzplatte mit einem Loch und einem daran angeschlossenen besonders geformten Auslass, die zwischen Brutraum und Honigraum geschoben wird. Dieser besondere Auslass sorgt dafür, dass die Bienen zwar noch aus dem Honigraum herauskommen, nicht aber wieder hinein. Man verringert also die Zahl der Bienen im Honigraum und damit auch die Zahl der Bienen, die man am Erntetag von den Honigwaben abkehren muss. Leider hatten wir nur eine Bienenflucht und damit die Gelegenheit einer direkten Erfolgskontrolle dieser Maßnahme.

    Die Ernte

    Montag Morgen in aller Früh ging es dann ans Ernten. Dies sollte vor Beginn des Bienenflugs passieren, um Räuberei vorzubeugen, aber auch um zu verhindern, dass schon wieder frischer, noch nicht eingedickter Nektar eingetragen wird und damit den Wassergehalt des Honigs erhöht. Als wir um 5:30 Uhr bei den Bienen eintrafen, waren diese tatsächlich schon unterwegs. Notiz für das nächste Jahr: Noch früher anfangen. Dass diese Bienchen aber auch immer so fleißig sein müssen.

    Zuerst haben wir das Volk mit der Bienenflucht abgeerntet, da wir dort weniger ansitzende Bienen erwarteten und daher auch wenig Gewusel durch das Abkehren. Die Ernte erfolgt in immer gleichen Schritten: Honigraum auf, erste Wabe heraus, Bienen vor die Beute kehren, Wabe in eine bereitgestellte Zarge (Boden, Kiste, Deckel) packen und sofort den Deckel drauf, damit die Bienen sich nicht wieder auf die Wabe niederlassen. Die riechen nämlich lecker nach Honig. Und dann weiter mit der zweiten Wabe: Rausnehmen, abkehren, Deckel auf und schnell verstauen.

    Hilfreich ist es, bei der Ernte zu zweit zu arbeiten, da dann das Verstauen der bienenfreien Waben in der bereitgestellten Zarge viel einfacher geht. Je nach verwendetem Rähmchenmaß kann eine Wabe gern mal einige Kilo schwer sein. Wenn man dann in einer Wolke von abgefegten Bienen mit der schweren Wabe in der Hand steht, ist es nicht so einfach, die Zarge zu öffnen und die Waben sauber einzuhängen, ohne dass wieder Bienen in die Zarge gelangen oder man die Wabe herum jongliert und sie schlimmstenfalls herunterfällt. Wenn aber eine den Deckel lupft, während der Andere die Wabe mit beiden Händen führen kann, geht es zügig, stress- und unfallfrei.

    Dem Volk ohne Bienenflucht haben wir den Honigraum quasi aus dem laufenden Betrieb geklaut. Bereits nach kurzer Zeit summte und brummte es um uns, dass wir sehr froh waren, nur zwei Honigräume ernten zu müssen. Aber auch die Ernte von diesem Volk ging schnell und unkompliziert vonstatten und bereits wenige Minuten nach der Ernte kehrte bereits wieder Ruhe am Bienenstand ein.

    Die nun aus zwei Honigräumen bestehende Zarge haben wir bienendicht untergestellt. Das bedeutet, dass man sie in einem Raum unterstellt, in den keine Bienen gelangen können. Andernfalls kann es passieren, dass die Bienen den Honig riechen und man innerhalb kurzer Zeit hunderte Bienen anlockt. Aber auch Wespen und andere Insekten mögen Honig.

    Die Verarbeitung

    Eigentlich wollten wir in diesem Jahr noch keinen Honig ernten, sondern unseren Ableger zu drei Ablegern vermehren. Nun hatten wir aber doch Honig, aber kein Equipment, um ihn zu verarbeiten. Daher bot uns unser Imkerpate an, seine Schleuder samt Zubehör zu nutzen. Vielen Dank dafür.

    In den Honigräumen waren 16 Waben mit Honig, sodass wir bereits nach kurzer Zeit und 4 Schleudergängen fertig waren. In einigen Waben war auch etwas bereits kristallisierter Honig zu erkennen, den wir nicht ausschleudern konnten. Das muss dieser Zementhonig gewesen sein. Glücklicherweise nur wenige und kleine Stellen. Allerdings war der gesamte Honig sehr zähflüssig, sodass er auch nach Abschluss des Schleuderns noch einige Stunden brauchte, um durch die Siebe zu fließen. Ein befreundeter Imker meinte, dies könne auch eine Folge der Melizitose im Honig sein.

    Das Sieben des Honigs ist wichtig, um Schmutzpartikel und Wachsreste aus dem Honig zu filtern. Alles, was die Siebe nicht erwischen, wird in den Tagen nach der Ernte langsam an die Oberfläche steigen und kann dort abgeschöpft werden.

    Zum Abschluss hat unser Imkerpate noch den Wassergehalt des Honigs gemessen. Dieser ist wichtig, da Honig mit mehr als 20% Wasser zu gären beginnen kann und nicht verkauft werden darf. Will man den Honig im Glas des Deutschen Imkerbunds vertreiben, muss er höhere Anforderungen erfüllen. Bezogen auf den Wassergehalt bedeutet dies, dass er maximal 18% Wasser enthalten darf.

    Das Ergebnis

    Unsere beiden Völkchen haben in diesem turbulenten Jahr 2019 rund 25kg Honig gesammelt. Das ist pro Volk nicht viel, man geht in unserer Gegend von einem durchschnittlichen Jahresertrag von rund 30kg pro Volk aus. Aber wie schon gesagt, wir hatten nicht wirklich damit gerechnet, Honig zu ernten. Der Wassergehalt beträgt 17%, sodass wir auch die Qualitätsanforderungen des Deutschen Imkerbunds erfüllen. Ob wir den Honig allerdings verkaufen, wissen wir noch nicht. Die erste kleine Ernte wird sicher selbst vertilgt und als Geschenk an Freunde, Bekannte und Nachbarn gehen.

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  8. Ableger 2019

    Im letzten Jahr hatten wir unsere liebe Not, einen Ableger zu bilden. Unser Imkerpate war selbst schon leicht verzweifelt, denn erst im dritten Anlauf mit zugesetzter Königin klappte es endlich. Unser Ziel in diesem Jahr war nun die Vergrößerung auf drei Völker. Lange schwächelte unser Ableger aus dem Vorjahr aber, sodass wir zwischenzeitlich Sorge hatten, überhaupt einen Ableger bilden zu können, was dann schlussendlich dazu führte, dass wir von einem befreundeten Imker einen Ableger zukauften. Dieser neue Ableger und unser kleines Völkchen bekamen dann aber plötzlich doch noch Oberwasser, sodass wir Mitte Juni einen Ablegerversuch gestartet haben.

    Dazu entnahmen wir aus beiden Völkern jeweils zwei Waben mit Brut. Aus unserem Ableger zwei Waben mit Stiften (so nennt man die Eier der Königin) und jüngsten Maden, aus dem zugekauften Volk verdeckelte Brut. Somit ist gewährleistet, dass das Volk schnell wächst, denn die verdeckelte Brut wird bald schlüpfen. Die Stifte und jungen Maden kann es dazu nutzen, sich eine Königin zu ziehen. Dazu muss die junge Made nämlich konstant mit Gelée Royale gefüttert und in einer besonderen Zelle herangezogen werden. Je jünger die Maden, die das Volk für die Nachzucht der Königin auswählt, desto besser und gesünder soll die Königin später sein.

    Ei in Weiselzelle

    Mit der Auswahl der Waben, verdeckelt aus dem zugekauften und Stifte und junge Maden aus unserem Volk, haben wir die Auswahl getroffen, dass die neue Königin eine Tochter unserer Karla Marx wird. Hätten wir Stifte und Maden aus beiden Völkern genommen, wäre die Abstammung nicht bekannt gewesen. Nicht, dass das in irgendeiner Weise wichtig wäre, denn wir betreiben ja keine Königinnenzucht, aber zum Zeitpunkt der Auswahl konnten wir das Verhalten des neuen Volks noch nicht bewerten und haben uns daher dazu entschlossen, von der uns bekannten Königin nachzuziehen.

    Weiselzellen mit Maden

    Was haben wir also gemacht? Zwei Waben mit Stiften und Maden aus unserem Volk, zwei Waben mit verdeckelter Brut aus dem zugekauften Ableger, eine Wabe mit Futter, eine leere Wabe und zwei Mittelwände zum Ausbauen sind in eine neue Kiste gewandert. Diese haben wir zwei Dörfer weiter aufgestellt und mit ca. 2 Litern Futtersirup gefüttert. Das Flugloch haben wir mit einem Schaumstoffstreifen auf einen winzigen Spalt verengt. Das ist wichtig, damit das neue Volk nicht ausgeräubert wird. Denn durch das Zusammenwürfeln aus verschiedenen Völkern und das Fehlen einer Königin ist der Ableger etwas aufgeregt und braucht seine Zeit, sich zusammenzuraufen. Und klein ist er auch noch. Daher hilft ein sehr kleines Flugloch, welches sich fast mit einer Biene verteidigen lässt, dass der junge Ableger nicht von anderen starken Völkern angegriffen wird.

    Etwa drei Wochen, nachdem wir den Ableger gebildet haben, haben wir die Kiste das erste Mal geöffnet. Es war keine Brut mehr zu sehen, aber wir konnten auch keine Weiselzelle finden. Wir hatten erwartet, zumindest Reste der Zelle oder der Zellen zu finden, mit denen das Volk versucht hat, eine Königin nachzuziehen. Oft liest man, dass ein hoffnungslos weiselloses Volk (Imkersprech für ein Volk ohne Königin und ohne Eier und Maden, also auch ohne Change, eine neue Königin heranzuziehen) sehr unruhig sei und man dies daher sofort erkennen würde. Unser Volk war aber nicht unruhig. Wir konnten sogar zwei Bienen mit Pollen finden, was ein Zeichen dafür ist, dass Brut herangezogen wird. Drei Wochen nach der Bildung sollte es aber noch keine Brut geben. Aber vielleicht sammeln sie schon mal Pollen in Erwartung kommender Brut?

    Exkurs: Der Beginn eines Königinnenlebens

    Eine Königin beginnt wie die Arbeiterin und der Drohn als Ei. Drei Tage dauert die Phase, dann schlüpft die Made. Nun entscheidet es sich, ob es eine Königin oder eine Arbeiterin wird. Die Königinnenmade wird in einer besonderen Zelle mit einem Übermaß an Gelée Royale herangezogen. Durch das ständige übermäßige Futterangebot wächst die Königinnenmade innerhalb von fünf Tagen heran, um in das nächste Stadium überzugehen. Die Zelle wird nun verdeckelt und die Made wächst zur Königin heran. In dieser Zeit ist die Königinnenmade sehr anfällig, denn die Weiselzelle ist eine nach unten verlängerte normale Zelle, an deren oberen Ende die Made im Futtersaft, dem Gelée Royale, liegt. Wird die Zelle in diesem Stadium erschüttert, kann die Made von oben aus dem Futtersaft herunterfallen und verhungern. Die Verpuppungsphase in der verdeckelten Zelle dauert weitere acht Tage, sodass nach spätestens 16 Tagen eine Königin geschlüpft sein sollte.

    Weiselzelle auf Bienenwabe

    Diese Königin wird allerdings noch Prinzessin genannt, denn sie ist noch nicht geschlechtsreif. Nach dem Schlupf dauert es noch einige Tage, bis die Eierstöcke der Prinzessin entwickelt sind. Erst dann kann sie sich auf den so genannten Hochzeitsflug begeben, auf dem sie sich mit einer oder mehreren Drohnen paart. Es gibt genetische Untersuchungen, die eine Paarung mit bis zu 54 Drohnen bestätigen. Häufig sind es aber viel weniger. Nach dem oder den Hochzeitsflügen kann die Königin mit der Eiablage beginnen. Wir befinden uns nun zwei bis drei Wochen nach dem Schlupf.

    Zeitplanung eines Ablegers

    Wir haben unseren Ableger um dem 20. Juni gebildet. Am 14. Juli haben wir das erste Mal hinein geschaut. Die Königin braucht mindestens neun, maximal 16 Tage. Mit Geschlechtsreife und Hochzeitsflug kann man also frühestens nach drei Wochen mit neuen Stiften rechnen, realistischer ist aber vier bis 5 Wochen nach der Bildung.

    Nun gibt es aber noch die übrigen Stifte, die nicht zur Königin werden. Aus ihnen werden ganz normale Arbeiterinnen, die nicht nach 16, sondern erst nach 21 Tagen schlüpfen. Der Ableger ist somit nach drei Wochen brutfrei. Und dieses Stadium bietet sich an, den Ableger gegen die Varroose zu behandeln. Denn wenn keine Brut vorhanden ist, sind alle Varroamilben erreichbar. Und genau diese Behandlung haben wir am 14. Juli vorgenommen.

    Das Ergebnis

    Leider haben wir keine Königin gefunden. Stifte konnte man natürlich noch nicht erwarten, aber eine Weiselzelle hätte ich schon gern gesehen. Sei es auch nur, um zu wissen, dass es eine Königin geben müsste. Daher haben wir nach einer Woche erneut hinein geschaut, um nach der Königin zu suchen. Leider haben wir sie wieder nicht gefunden. Dafür konnten wir Stifte und tatsächlich auch schon erste Maden finden. Die Königin muss also kurz nach unserer Varroabehandlung mit dem Stiften begonnen haben.

    Da war die Freude natürlich groß. Der erste eigene Ableger hat direkt funktioniert. Scheinbar haben wir nicht so viel falsch gemacht, als dass es die Bienen nicht wieder hätten reparieren können :) Und so schaffen wir es wohl doch, mit drei Völkern in den Winter zu gehen.

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  9. Der Schwächling und der Schwarm

    Uns ist nicht ganz klar, was passiert ist, aber etwas ist passiert. Bekam unser Schwächling neulich noch einen von einer Kuh übergebraten und kauften wir uns daher noch einen Schwarm, damit wir wenigstens mit zwei Völkern in den Winter gehen können, da bekommen die beiden plötzlich Oberwasser. Ein Schwarm ist uns nicht abgegangen, aber sowohl der Schwächling als auch der Schwarm haben plötzlich zwei Bruträume ausgebaut. Innerhalb von gefühlt wenigen Tagen. So kann es gehen.

    Allerdings kommt mit diesem plötzlichen Bautrieb und einer regelrechten Sammelwut auch schon das nächste Problem. Wir haben, da wir ja Anfänger sind, keine ausgebauten Waben, sondern nur Mittelwände. Um den Bienen in den nun fast vollen Kisten etwas Platz zu schaffen, haben wir also beide Völker mit einem Honigraum voller Mittelwände erweitert. Denn sie hatten schon reichlich Nektar eingetragen und alle Zellen, die nicht anderweitig belegt waren, befüllt. In beiden Völkern haben wir im oberen Brutraum vier neu ausgebaute Waben nur mit Honig entdeckt. Diese Honigwaben haben wir, als die Bienen den Honigraum nach einer Woche noch nicht angenommen haben, kurzerhand in den Honigraum gehängt und die frei gewordenen Mittelwände in die obere Brutzarge.

    Dieses Umhängen von Waben ist möglich, da durch unbebrüteten Waben keine Verunreinigung des Honigs entstehen kann. Brutwaben hingegen haben im Honigraum (im Normalfall) nichts zu suchen. Auch hier gibt es wieder Ausnahmen, aber bei solchen Maßnahmen wird auch dafür gesorgt, dass die Brutwaben nicht geschleudert werden und somit den Honig verunreinigen.

    Ob die Bienen durch dieses Umhängen der Honigwaben in den Honigraum oder durch etwas anderes dazu bewegt wurden, den Honigraum auszubauen, wissen wir nicht, aber eine weitere Woche später waren sie fleißig dabei. Die Mittelwände im Brutraum waren ebenfalls bereits ausgebaut und auch schon mit einem kleinen Brutnest versehen, sofern sie nicht schon wieder voller Nektar waren.

    Honigernte

    Was machen wir nun aber mit dem Honig? Weil wir aktuell wenig Zeit haben, kurz vor einem Umzug stehen und eigentlich auch nicht mit Honig gerechnet hatten, haben wir uns noch nicht mit den für die Honigernte nötigen Utensilien ausgestattet. Auch ist unser Imkerverein so klein, dass er über keine Leihschleuder verfügt. Was sollen wir aber mit den vollen Honigwaben machen?

    Kurz haben wir über Presshonig nachgedacht. Dabei wird die Wabe ausgeschnitten und in ein Seihtuch gepackt, welches dann ausgepresst wird. Der Honig tropft aus dem Seihtuch und kann aufgefangen werden. So ist er auch gleich schon gesiebt, muss gegebenenfalls aber noch durch ein sehr feines Spitzsieb laufen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man außer dem Seihtuch und eventuell noch einem Feinsieb keine weiteren Hilfsmittel braucht. Der Nachteil ist allerdings, dass man die ausgebauten Waben verliert.

    Exkurs - Das Problem des Ablegers

    Ich hege die Vermutung, dass die fehlenden ausgebauten Waben unser größtes Problem war. Der Schwächling aus dem Vorjahr hatte keinen Platz, um große Brutflächen anzulegen und hatte somit kein Möglichkeit zu wachsen. Da aber auch kein Platz für Futter vorhanden war, hat der Ableger quasi von der Hand in den Mund gelebt. Dadurch mussten die Bienen so viel wie möglich sammeln und hatten keine Zeit, Waben auszubauen. Ein Teufelskreis, den wir erst durch unsere Futtergabe nach der Kuhattacke und der folgenden Tracht unterbrochen wurde. So zumindest meine Theorie.

    Honig- und Wabenernte

    Um nun nicht im nächsten Jahr in ähnliche Probleme zu laufen, würden wir gern die Honigwaben behalten, sie müssen daher die Honigernte überleben. Also doch Schleudern. Aber ohne Schleuder? Nach ein paar kurzen Gesprächen hatten wir aber schnell sowohl vom Verkäufer des Schwarms als auch von unserem Imkerpaten das Angebot, bei ihnen mitzuschleudern. Wir entschieden uns für unseren Imkerpaten, da er zum Einen näher gelegen ist, zum Anderen zwei Wochen später schleudern möchte. Wir haben die Hoffnung, dass unsere Bienen bis dahin die Honigräume fertig ausgebaut und möglichst viel Honig aus dem Brutraum umgetragen haben. Nicht, damit wir möglichst viel Honig ernten, sondern damit die Völker Platz für die Aufzucht der Winterbienen haben.

    Nun stehen die nächsten Fragen im Leben eines Jungimkers an: Wie lagere ich den Honig? Und wie verkaufe ich ihn? Flüssig oder cremig? In welchem Glas? Aber dazu später mehr.

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  10. Ein Schwarm

    Unser Ableger aus dem Vorjahr entwickelte sich, wie berichtet, längere Zeit nicht so wie erhofft. Damit sahen wir auch unser Ziel für das Jahr 2019 in Gefahr. Wir sind mit einem Volk ins Jahr gestartet und wollten es mit drei Völkern beenden. Aus Eins mach Drei funktioniert aber nur, wenn Eins auch stark genug ist, um daraus zwei Ableger zu bilden. War es aber nicht, somit war das Jahresziel in Gefahr.

    Honig stand in diesem Jahr erst gar nicht auf dem Plan. Vielleicht sind im Sommer irgendwo ein, zwei Waben übrig, die wir für den Eigenbedarf auspressen können, aber Honigverkauf hatten wir direkt ausgeschlossen. Zum einen wollten wir uns diese zusätzliche Arbeit während des Hausbaus nicht aufbürden, zum anderen haben wir auch das nötige Equipment nicht. Und da geht es ja nicht nur um die Schleuder und ein Entdeckelungsgeschirr, sondern auch um Lagerbehälter, Abfüller, Wagen, Gläser, aber auch logistische Dinge wie einen Raum zum Schleudern oder zum Lagern.

    Was macht man also, wenn man mehr Völker haben will, als man selbst hinbekommt? Man kauft sich welche. Um durch einen Kauf aber keine Krankheiten zu verschleppen, wird oft dazu geraten, Völker von lokalen Imkern zu kaufen oder größeren Betrieben, die nicht so weit weg sind. Das macht auch die Transporte für Menschen einfacher und für Bienen angenehmer. Und so traf es sich sehr gut, dass ein befreundeter Imker mir irgendwann seid Leid klagte. Er hätte im Frühjahr schon so viele Schwärme gehabt, dass ihm die Beuten und auch der Platz auf dem Stand ausgingen. Er hätte schon ein Volk verkauft, aber den freigewordenen Platz direkt wieder mit einem Schwarm besetzt. Nach kurzem Gespräch einigten wir uns darauf, dass auch wir ihm einen Schwarm abkaufen.

    Glücklicher Weise imkerte der Kollege mit der Frankenbeute, sodass es kein Problem war, unsere Rähmchen im Deutsch Normalmaß im Warmbau in eine Zarge über seine Zanderrähmchen im Kaltbau zu setzen. Denn eine Besonderheit der Frankenbeute ist, dass beide Rähmchenmaße passen.

    Nachdem der Schwarm unsere Mittelwände ausgebaut hatte, wurde die Königin auf unsere Rähmchen gesetzt und mittels eines Absperrgitters von den Zanderrähmchen getrennt. Somit konnte dort die Brut auslaufen, während auf unseren Rähmchen weiter gebrütet werden konnte. Als dann die untere Zarge brutfrei war, fuhren wir mit einer unserer Beuten zum Stand des Kollegen, sortierten die Rähmchen aus seinen Frankenbeuten in unsere Hohenheimer Einfachbeute und brachten sie zu unserem Stand.

    Das Gesundheitszeugnis, welches wir bekamen, hätten wir rein rechtlich gar nicht gebraucht, da wir innerhalb unseres Landkreises geblieben sind. Erst beim Transport von Bienen über Kreisgrenzen hinweg muss ein Gesundheitszeugnis vorhanden sein. So war es für uns einfach noch eine Bestätigung, dass mit den Bienen alles in Ordnung ist. Und so kamen wir zu unserem zweiten Volk mit einer standbegatteten Carnica-Landrassekönigin. Mal sehen, wie sie sich im Gegensatz zu unserer auf einer Belegstelle begatteten Königin so macht.

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