1. Was für ein Mai

    Hatten wir Ende April noch die Hoffnung, dass es bald bergauf geht, so müssen wir nun leider konstatieren, dass das kalte und nasse Frühjahr noch einige Wochen länger angedauert hat. Erst Ende Mai ließen die Regenfälle soweit nach, dass die Bienen über längere Strecken ausfliegen konnten. Auch gab es noch bis Ende Mai Nachtfröste, was einen hohen Energieaufwand erfordert, um die Brut auf Temperatur zu halten. Daher kam es sogar dazu, dass wir Anfang Juni die Völker füttern mussten, denn sie hatten keine Futterreserven mehr im Stock.

    Die Situation ist durch das sehr warme Winterende bedingt. Sonnige Tage im Februar ermöglichen es den Bienen, zu Reinigungsflügen aufzubrechen und Pollen zu sammeln. Damit ist das Volk gut gerüstet für einen schnellen Brutbeginn. Viel Brut in den Völkern sorgt für viele Bienen, wenn die Blütezeit im Frühjahr beginnt. Wenn aber, wie in diesem Jahr, das Wetter nass und kalt ist, können die Bienen nicht ausfliegen, um Nektar zu sammeln, sondern müssen stattdessen die Brut wärmen, damit sie nicht erfriert. Statt also Nahrung einzutragen und zu bevorraten, werden die Vorräte aufgezehrt, um zu heizen.

    Dies hat tatsächlich dazu geführt, dass wir Anfang Juni die Völker füttern mussten. Das erste Volk hatte alle Reserven aufgebraucht und bei den anderen waren auch nur noch kleine Mengen Futter zu finden. Glücklicher Weise haben wir ein Auge auf den Futterverbrauch gehabt und konnten so noch rechtzeitig gegensteuern.

    Eigentlich will man die Bienen in der aktuellen Jahreszeit nicht füttern. Zum einen waren die Tage schon wieder wärmer und wir hatten die Hoffnung, dass die Bienen selbst genug finden würden. Wenn man aber füttern muss, ist es schwierig, nur einige Völker an einem Stand zu füttern, denn der Futtersirup kann andere Völker zur Räuberei verleiten. Daher sollte man alle Völker an einem Stand gleichzeitig füttern. Hat aber ein Volk noch sehr viel Futter im Stock und wird dann gefüttert, wird das Futter nicht zum schnellen Verzehr brutnah eingelagert, sondern kommt als langfristige Reserve in den Honigraum. Lebensmittelrechtlich betrachtet, würde damit allerdings der Honig verunreinigt. Denn diesem darf nichts hinzugefügt werden, also auch kein Futtersirup. Daher ist es für Imkereien, die Honig ernten möchten, eine Gratwanderung, wann gefüttert wird. Zu frühes Füttern verhindert die Honigernte, zu später Füttern lässt die Bienen verhungern. Da unsere Betriebsweise nicht auf maximalen Honigertrag ausgelegt ist, gehen wir lieber kein Risiko ein. Nicht zuletzt auch aus Respekt vor dem Lebewesen Bienenvolk.

    In der Kategorie -
  2. Kaltes Frühjahr

    Der Kälteeinbruch im April mit noch immer andauernden Nachtfrösten hat die Entwicklung unserer Bienenvölker stark beeinträchtigt. Nach der Auswinterung im März, wenn das Wetter langsam wärmer wird, findet die Durchlenzung statt. Durchlenzung ist der Wechsel von Winterbienen zu Sommerbienen.

    Winterbienen

    Winterbienen sind langlebige Bienen, die im Herbst zur Welt kommen. In der kalten Jahreszeit bilden sie einen Bienentraube, um sich gegenseitig und vor allem die Königin zu wärmen. Sie verhalten sich dabei wie ein belgischer Kreisel: die Bienen am äußeren kalten Rand bleiben dort, bis es ihnen zu kalt ist, um sich dann zum Aufwärmen ins Innere der Traube zu begeben. Winterbienen leben mehrere Monate.

    Sommerbienen

    Sommerbienen dagegen werden nur wenige Wochen alt. Nach dem Schlupf halten sie den Bienenstock sauber, füttern Larven, lagern Pollen ein, trocknen Honig, um dann später auch auszufliegen, um Honig, Pollen, Wasser und Wachs zu sammeln. Diese Arbeiten sind so kräftezehrend, dass die Bienen nach wenigen Wochen im wahrsten Wortsinn abgearbeitet sind und sterben.

    Durchlenzung

    Die Durchlenzung ist nun der Zeitraum, an dem das Wetter wieder besser wird und die Königin mit Hilfe der Winterbienen wieder mit der Aufzucht neuer Bienen beginnt. Genau in diesen Zeitraum fiel in den vergangenen Wochen nun der Kälteeinbruch, sodass die Bienenvölker wieder einen Gang zurückgeschaltet haben. Große Brutnester, wie sie für ein starkes Bienenvolk benötigt werden, brauchen in kalten Nächten auch eine starke Heizleistung, damit die Brut nicht erfriert. Wenn das Volk aber noch nicht stark genug ist, wird die Bruttätigkeit wieder zurückgefahren.

    Dieses Verhalten ist von der Natur zum Schutz der Bienenvölker so angelegt und als Imker ist man froh, dass die Bienen auch mit solchen Wetterkapriolen gut umgehen können. Allerdings kann dieses Verhalten für den Imker auch einen Nachteil bringen. Bei dem nun seit einer Woche besseren Wetter werden die Bienen wieder mit der Brutaufzucht beginnen, allerdings dauert die Aufzucht der Bienen vom Legen des Eis bis zum Schlupf der Arbeiterin drei Wochen. Bienen haben nach dem Winter somit eine etwas längere “Kaltstartphase”. Die Natur hingegen ist manchmal viel schneller. Oft reichen wenige sonnige Tage, damit Bäume und Wiesen von Blüten nur so wimmeln. Fällt diese “Explosion” der Natur nun just in die Durchlenzung, in der noch nicht genug junge Sommerbienen geschlüpft sind, kann es passieren, dass viele Blüten schon wieder verblüht sind, bevor die Bienen sie anfliegen können. Das schmälert zum einen die Bestäubung, zum anderen den Honigertrag.

    Um die Bienen sorgen wir uns nicht, für die wird es reichen, aber für uns Imker könnte dieses Frühjahr etwas weniger Honig übrig bleiben.

    Wetter im Siegerland

    Allerdings haben wir im Siegerland einen kleinen Standortvorteil, der in normalen Jahren ein Standortnachteil ist. Die Entwicklung der Natur hinkt bei uns immer einige Tage bis wenige Wochen hinterher. Sind in manchen Regionen die Wiesen bereits gelb vom Löwenzahn, kommen hier erst die ersten Blüten auf. Daher haben wir die Hoffnung, dass nicht nur die Bienen, sondern auch die Blüten in diesem Jahr einfach etwas später starten.

    In der Kategorie -
  3. Honigernte 2019

    Gestern war es endlich soweit. Nach vielen interessanten Erlebnisse mit unseren Bienen im vergangenen Bienenjahr stand mit der Honigernte quasi der Höhepunkt im Jahreslauf des Imkerns an. Am Sonntag legten wir die Bienenflucht ein. Das ist eine Holzplatte mit einem Loch und einem daran angeschlossenen besonders geformten Auslass, die zwischen Brutraum und Honigraum geschoben wird. Dieser besondere Auslass sorgt dafür, dass die Bienen zwar noch aus dem Honigraum herauskommen, nicht aber wieder hinein. Man verringert also die Zahl der Bienen im Honigraum und damit auch die Zahl der Bienen, die man am Erntetag von den Honigwaben abkehren muss. Leider hatten wir nur eine Bienenflucht und damit die Gelegenheit einer direkten Erfolgskontrolle dieser Maßnahme.

    Die Ernte

    Montag Morgen in aller Früh ging es dann ans Ernten. Dies sollte vor Beginn des Bienenflugs passieren, um Räuberei vorzubeugen, aber auch um zu verhindern, dass schon wieder frischer, noch nicht eingedickter Nektar eingetragen wird und damit den Wassergehalt des Honigs erhöht. Als wir um 5:30 Uhr bei den Bienen eintrafen, waren diese tatsächlich schon unterwegs. Notiz für das nächste Jahr: Noch früher anfangen. Dass diese Bienchen aber auch immer so fleißig sein müssen.

    Zuerst haben wir das Volk mit der Bienenflucht abgeerntet, da wir dort weniger ansitzende Bienen erwarteten und daher auch wenig Gewusel durch das Abkehren. Die Ernte erfolgt in immer gleichen Schritten: Honigraum auf, erste Wabe heraus, Bienen vor die Beute kehren, Wabe in eine bereitgestellte Zarge (Boden, Kiste, Deckel) packen und sofort den Deckel drauf, damit die Bienen sich nicht wieder auf die Wabe niederlassen. Die riechen nämlich lecker nach Honig. Und dann weiter mit der zweiten Wabe: Rausnehmen, abkehren, Deckel auf und schnell verstauen.

    Hilfreich ist es, bei der Ernte zu zweit zu arbeiten, da dann das Verstauen der bienenfreien Waben in der bereitgestellten Zarge viel einfacher geht. Je nach verwendetem Rähmchenmaß kann eine Wabe gern mal einige Kilo schwer sein. Wenn man dann in einer Wolke von abgefegten Bienen mit der schweren Wabe in der Hand steht, ist es nicht so einfach, die Zarge zu öffnen und die Waben sauber einzuhängen, ohne dass wieder Bienen in die Zarge gelangen oder man die Wabe herum jongliert und sie schlimmstenfalls herunterfällt. Wenn aber eine den Deckel lupft, während der Andere die Wabe mit beiden Händen führen kann, geht es zügig, stress- und unfallfrei.

    Dem Volk ohne Bienenflucht haben wir den Honigraum quasi aus dem laufenden Betrieb geklaut. Bereits nach kurzer Zeit summte und brummte es um uns, dass wir sehr froh waren, nur zwei Honigräume ernten zu müssen. Aber auch die Ernte von diesem Volk ging schnell und unkompliziert vonstatten und bereits wenige Minuten nach der Ernte kehrte bereits wieder Ruhe am Bienenstand ein.

    Die nun aus zwei Honigräumen bestehende Zarge haben wir bienendicht untergestellt. Das bedeutet, dass man sie in einem Raum unterstellt, in den keine Bienen gelangen können. Andernfalls kann es passieren, dass die Bienen den Honig riechen und man innerhalb kurzer Zeit hunderte Bienen anlockt. Aber auch Wespen und andere Insekten mögen Honig.

    Die Verarbeitung

    Eigentlich wollten wir in diesem Jahr noch keinen Honig ernten, sondern unseren Ableger zu drei Ablegern vermehren. Nun hatten wir aber doch Honig, aber kein Equipment, um ihn zu verarbeiten. Daher bot uns unser Imkerpate an, seine Schleuder samt Zubehör zu nutzen. Vielen Dank dafür.

    In den Honigräumen waren 16 Waben mit Honig, sodass wir bereits nach kurzer Zeit und 4 Schleudergängen fertig waren. In einigen Waben war auch etwas bereits kristallisierter Honig zu erkennen, den wir nicht ausschleudern konnten. Das muss dieser Zementhonig gewesen sein. Glücklicherweise nur wenige und kleine Stellen. Allerdings war der gesamte Honig sehr zähflüssig, sodass er auch nach Abschluss des Schleuderns noch einige Stunden brauchte, um durch die Siebe zu fließen. Ein befreundeter Imker meinte, dies könne auch eine Folge der Melizitose im Honig sein.

    Das Sieben des Honigs ist wichtig, um Schmutzpartikel und Wachsreste aus dem Honig zu filtern. Alles, was die Siebe nicht erwischen, wird in den Tagen nach der Ernte langsam an die Oberfläche steigen und kann dort abgeschöpft werden.

    Zum Abschluss hat unser Imkerpate noch den Wassergehalt des Honigs gemessen. Dieser ist wichtig, da Honig mit mehr als 20% Wasser zu gären beginnen kann und nicht verkauft werden darf. Will man den Honig im Glas des Deutschen Imkerbunds vertreiben, muss er höhere Anforderungen erfüllen. Bezogen auf den Wassergehalt bedeutet dies, dass er maximal 18% Wasser enthalten darf.

    Das Ergebnis

    Unsere beiden Völkchen haben in diesem turbulenten Jahr 2019 rund 25kg Honig gesammelt. Das ist pro Volk nicht viel, man geht in unserer Gegend von einem durchschnittlichen Jahresertrag von rund 30kg pro Volk aus. Aber wie schon gesagt, wir hatten nicht wirklich damit gerechnet, Honig zu ernten. Der Wassergehalt beträgt 17%, sodass wir auch die Qualitätsanforderungen des Deutschen Imkerbunds erfüllen. Ob wir den Honig allerdings verkaufen, wissen wir noch nicht. Die erste kleine Ernte wird sicher selbst vertilgt und als Geschenk an Freunde, Bekannte und Nachbarn gehen.

    In der Kategorie -
  4. Sommerweiterbildung

    Lothar Bodingbauer führt nun schon seit geraumer Zeit seine Bienengespräche und veröffentlicht diese als Podcast. Er geht viele Themen offen und ohne Vorurteile an und so bekommt man oftmals einen Blick auf die Dinge, den man so normaler Weise nicht erhalten hätte. Daher habe ich ihn auch schon seit Anfang an in den Links aufgeführt.

    Heute möchte ich aber eine besondere Episode besonders hervorheben. Lothar hat die Vorträge der Wiener Bienenfachtagung mitgeschnitten und in einem sechsstündigen Mammutpodcast veröffentlicht. Glücklicherweise ist der Podcast mit Kapitelmarken versehen, sodass man die Vorträge gezielt anspringen und hören kann. Ich bin heute nach mehreren Tagen der sommerlichen Weiterbildung durch, und muss sagen, dass ich viel neues mitgenommen habe. Nicht nur, dass die Vorträge zur weiteren Recherche zu den Themen und den Vortragenden anregen und man so ein recht fundiertes Bild bekommt, sondern die Vorträge an sich, die alle unter dem Oberthema Varroabehandlung zusammengefasst werden könnten, enthalten so viel Wissen, so viele neue Perspektiven auf jahrelang propagierte Vorgehensweisen und so viele neue Ansätze, dass ich jedem, der Bienen hält, den Podcast nur ans Herz legen kann. Die sechs Stunden Vortrag sind jede Minute wert.

    In der Kategorie -