1. Ableger 2019

    Im letzten Jahr hatten wir unsere liebe Not, einen Ableger zu bilden. Unser Imkerpate war selbst schon leicht verzweifelt, denn erst im dritten Anlauf mit zugesetzter Königin klappte es endlich. Unser Ziel in diesem Jahr war nun die Vergrößerung auf drei Völker. Lange schwächelte unser Ableger aus dem Vorjahr aber, sodass wir zwischenzeitlich Sorge hatten, überhaupt einen Ableger bilden zu können, was dann schlussendlich dazu führte, dass wir von einem befreundeten Imker einen Ableger zukauften. Dieser neue Ableger und unser kleines Völkchen bekamen dann aber plötzlich doch noch Oberwasser, sodass wir Mitte Juni einen Ablegerversuch gestartet haben.

    Dazu entnahmen wir aus beiden Völkern jeweils zwei Waben mit Brut. Aus unserem Ableger zwei Waben mit Stiften (so nennt man die Eier der Königin) und jüngsten Maden, aus dem zugekauften Volk verdeckelte Brut. Somit ist gewährleistet, dass das Volk schnell wächst, denn die verdeckelte Brut wird bald schlüpfen. Die Stifte und jungen Maden kann es dazu nutzen, sich eine Königin zu ziehen. Dazu muss die junge Made nämlich konstant mit Gelée Royale gefüttert und in einer besonderen Zelle herangezogen werden. Je jünger die Maden, die das Volk für die Nachzucht der Königin auswählt, desto besser und gesünder soll die Königin später sein.

    Ei in Weiselzelle

    Mit der Auswahl der Waben, verdeckelt aus dem zugekauften und Stifte und junge Maden aus unserem Volk, haben wir die Auswahl getroffen, dass die neue Königin eine Tochter unserer Karla Marx wird. Hätten wir Stifte und Maden aus beiden Völkern genommen, wäre die Abstammung nicht bekannt gewesen. Nicht, dass das in irgendeiner Weise wichtig wäre, denn wir betreiben ja keine Königinnenzucht, aber zum Zeitpunkt der Auswahl konnten wir das Verhalten des neuen Volks noch nicht bewerten und haben uns daher dazu entschlossen, von der uns bekannten Königin nachzuziehen.

    Weiselzellen mit Maden

    Was haben wir also gemacht? Zwei Waben mit Stiften und Maden aus unserem Volk, zwei Waben mit verdeckelter Brut aus dem zugekauften Ableger, eine Wabe mit Futter, eine leere Wabe und zwei Mittelwände zum Ausbauen sind in eine neue Kiste gewandert. Diese haben wir zwei Dörfer weiter aufgestellt und mit ca. 2 Litern Futtersirup gefüttert. Das Flugloch haben wir mit einem Schaumstoffstreifen auf einen winzigen Spalt verengt. Das ist wichtig, damit das neue Volk nicht ausgeräubert wird. Denn durch das Zusammenwürfeln aus verschiedenen Völkern und das Fehlen einer Königin ist der Ableger etwas aufgeregt und braucht seine Zeit, sich zusammenzuraufen. Und klein ist er auch noch. Daher hilft ein sehr kleines Flugloch, welches sich fast mit einer Biene verteidigen lässt, dass der junge Ableger nicht von anderen starken Völkern angegriffen wird.

    Etwa drei Wochen, nachdem wir den Ableger gebildet haben, haben wir die Kiste das erste Mal geöffnet. Es war keine Brut mehr zu sehen, aber wir konnten auch keine Weiselzelle finden. Wir hatten erwartet, zumindest Reste der Zelle oder der Zellen zu finden, mit denen das Volk versucht hat, eine Königin nachzuziehen. Oft liest man, dass ein hoffnungslos weiselloses Volk (Imkersprech für ein Volk ohne Königin und ohne Eier und Maden, also auch ohne Change, eine neue Königin heranzuziehen) sehr unruhig sei und man dies daher sofort erkennen würde. Unser Volk war aber nicht unruhig. Wir konnten sogar zwei Bienen mit Pollen finden, was ein Zeichen dafür ist, dass Brut herangezogen wird. Drei Wochen nach der Bildung sollte es aber noch keine Brut geben. Aber vielleicht sammeln sie schon mal Pollen in Erwartung kommender Brut?

    Exkurs: Der Beginn eines Königinnenlebens

    Eine Königin beginnt wie die Arbeiterin und der Drohn als Ei. Drei Tage dauert die Phase, dann schlüpft die Made. Nun entscheidet es sich, ob es eine Königin oder eine Arbeiterin wird. Die Königinnenmade wird in einer besonderen Zelle mit einem Übermaß an Gelée Royale herangezogen. Durch das ständige übermäßige Futterangebot wächst die Königinnenmade innerhalb von fünf Tagen heran, um in das nächste Stadium überzugehen. Die Zelle wird nun verdeckelt und die Made wächst zur Königin heran. In dieser Zeit ist die Königinnenmade sehr anfällig, denn die Weiselzelle ist eine nach unten verlängerte normale Zelle, an deren oberen Ende die Made im Futtersaft, dem Gelée Royale, liegt. Wird die Zelle in diesem Stadium erschüttert, kann die Made von oben aus dem Futtersaft herunterfallen und verhungern. Die Verpuppungsphase in der verdeckelten Zelle dauert weitere acht Tage, sodass nach spätestens 16 Tagen eine Königin geschlüpft sein sollte.

    Weiselzelle auf Bienenwabe

    Diese Königin wird allerdings noch Prinzessin genannt, denn sie ist noch nicht geschlechtsreif. Nach dem Schlupf dauert es noch einige Tage, bis die Eierstöcke der Prinzessin entwickelt sind. Erst dann kann sie sich auf den so genannten Hochzeitsflug begeben, auf dem sie sich mit einer oder mehreren Drohnen paart. Es gibt genetische Untersuchungen, die eine Paarung mit bis zu 54 Drohnen bestätigen. Häufig sind es aber viel weniger. Nach dem oder den Hochzeitsflügen kann die Königin mit der Eiablage beginnen. Wir befinden uns nun zwei bis drei Wochen nach dem Schlupf.

    Zeitplanung eines Ablegers

    Wir haben unseren Ableger um dem 20. Juni gebildet. Am 14. Juli haben wir das erste Mal hinein geschaut. Die Königin braucht mindestens neun, maximal 16 Tage. Mit Geschlechtsreife und Hochzeitsflug kann man also frühestens nach drei Wochen mit neuen Stiften rechnen, realistischer ist aber vier bis 5 Wochen nach der Bildung.

    Nun gibt es aber noch die übrigen Stifte, die nicht zur Königin werden. Aus ihnen werden ganz normale Arbeiterinnen, die nicht nach 16, sondern erst nach 21 Tagen schlüpfen. Der Ableger ist somit nach drei Wochen brutfrei. Und dieses Stadium bietet sich an, den Ableger gegen die Varroose zu behandeln. Denn wenn keine Brut vorhanden ist, sind alle Varroamilben erreichbar. Und genau diese Behandlung haben wir am 14. Juli vorgenommen.

    Das Ergebnis

    Leider haben wir keine Königin gefunden. Stifte konnte man natürlich noch nicht erwarten, aber eine Weiselzelle hätte ich schon gern gesehen. Sei es auch nur, um zu wissen, dass es eine Königin geben müsste. Daher haben wir nach einer Woche erneut hinein geschaut, um nach der Königin zu suchen. Leider haben wir sie wieder nicht gefunden. Dafür konnten wir Stifte und tatsächlich auch schon erste Maden finden. Die Königin muss also kurz nach unserer Varroabehandlung mit dem Stiften begonnen haben.

    Da war die Freude natürlich groß. Der erste eigene Ableger hat direkt funktioniert. Scheinbar haben wir nicht so viel falsch gemacht, als dass es die Bienen nicht wieder hätten reparieren können :) Und so schaffen wir es wohl doch, mit drei Völkern in den Winter zu gehen.

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  2. Winterbehandlung

    Im Winter wird es ruhig rund um den Bienenstand. Die Bienen haben sich mit Futter eingedeckt, die Temperaturen lassen einen Ausflug nicht mehr zu, stattdessen hat sich das Volk in der Beute zusammengefunden, um sich gegenseitig zu wärmen und so den Winter zu überstehen. Die Aufgaben des Imkers sind, für ausreichend Futtervorrat zu sorgen und die Bienen vor Feinden zu schützen. Feinde sind zum einen Fraßfeinde wie der Specht, der sich eine schwache Stelle an der Beute sucht, ein Loch hinein schlägt und sich an den Bienen gütlich tut. Feinde sind aber auch Kleintiere wie Mäuse, die sich gern in der warmen und trockenen Beute einnisten. Und Feinde sind auch immer noch die Varroamilben.

    Vor dem Specht kann man die Beuten mit einem Netz schützen, welches dicht auf dem Boden anliegen muss. Gegen ungebetene Untermieter gibt es Mäusegitter. Und gegen die Varroa gibt es den Imker. Dessen Aufgabe ist es, festzustellen, ob eine Behandlung erforderlich ist und wenn ja, die geeignete Methode auszuwählen.

    Wir haben das Volk unserer roten Karla Marx wegen seiner sehr späten Bildung im Sommer nicht mehr behandelt, um nicht durch die Behandlung selbst das Überleben zu gefährden. Dementsprechend sorgenvoll habe ich der Messung der Vorroabelastung entgegen gesehen. In der dritten Novemberdekade fielen die Temperaturen unter 0 Grad, und auch im Dezember hatten wir einige frostige Nächte, sodass das Volk vor Weihnachten brutfrei gewesen sein sollte. Brutfreiheit ist wichtig, weil sich die Varroamilben in der verdeckelten Brut vermehren. Um sie effektiv bekämpfen zu können, will man so viele wie möglich mit der Behandlung erreichen. Die Oxalsäure, die im Winter verwendet wird, reicht aber nicht bis in die verdeckelten Zellen. Wenn das Behandlungsmittel nicht bis in die Zellen reicht, müssen die Varroamilben also heraus. Und nur bei Brutfreiheit sind alle Milben draußen.

    Neben der Oxalsäure kann man auch Milchsäure einsetzen. Diese muss allerdings auf die Bienen gesprüht werden, was bedeutet, dass man die Waben ziehen muss. Das bedeutet aber eine starke Störung des Bienenvolks und man sollte diesen Eingriff daher gut abwägen.

    Wir haben die Behandlung dann mit unserem Imkerpaten an seinen Bienen vorgenommen, um sie dann allein an unserem Volk vorzunehmen.

    Um festzustellen, wie viele Milben im Volk sind, kann man verschiedene Methoden einsetzen. Es gibt die Gemülldiagnose, bei der eine Windel genannte Platte unter den offenen Gitterboden der Beute geschoben wird. Diese Windel fängt dann die Milben auf, die von den Bienen abfallen. Anhand der Anzahl der Milben kann man den Befall abschätzen. Zu verschiedenen Jahreszeiten gibt es verschiedene Schadschwellen, ab denen eine Behandlung empfohlen wird. Neben der Gemülldiagnose kann man den Befall auch noch mit der Puderzuckermethode messen.

    Wir haben die Gemülldiagnose praktiziert und sind auf einen Milbenfall von 18 Milben während 17 Tagen gekommen, also knapp über 1 Milbe/Tag. Damit wird eine Behandlung empfohlen. Diese haben wir am 2018-12-30 mit Hilfe von 25 ml Oxalsäure durchgeführt. Die Oxalsäurekristalle werden in einer warmen Zuckerlösung gelöst und so den Bienen schmackhaft gemacht. Diese Lösung wird dann entsprechend der Volksstärke mit Hilfe einer Spritze auf die Bienen geträufelt. Die Bienen nehmen sie auf und verteilen sie an andere Bienen. So gelangt die Oxalsäure in den Organismus möglichst vieler Bienen und wird von dort von den Varroamilben aufgenommen, die die Oxalsäure nicht vertragen.

    Die Kontrolle der Behandlung haben wir wieder mit der Gemülldiagnose durchgeführt. Dabei haben wir einen Milbenfall von 47 Milben in 12 Tagen ermittelt, zu Ende hin stark abnehmend. Ob das viel oder wenig ist, wissen wir (noch?) nicht, aber es sind immerhin 47 Milben weniger, die sich mit der wieder einsetzenden Brut vermehren können.

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  3. Sommerweiterbildung

    Lothar Bodingbauer führt nun schon seit geraumer Zeit seine Bienengespräche und veröffentlicht diese als Podcast. Er geht viele Themen offen und ohne Vorurteile an und so bekommt man oftmals einen Blick auf die Dinge, den man so normaler Weise nicht erhalten hätte. Daher habe ich ihn auch schon seit Anfang an in den Links aufgeführt.

    Heute möchte ich aber eine besondere Episode besonders hervorheben. Lothar hat die Vorträge der Wiener Bienenfachtagung mitgeschnitten und in einem sechsstündigen Mammutpodcast veröffentlicht. Glücklicherweise ist der Podcast mit Kapitelmarken versehen, sodass man die Vorträge gezielt anspringen und hören kann. Ich bin heute nach mehreren Tagen der sommerlichen Weiterbildung durch, und muss sagen, dass ich viel neues mitgenommen habe. Nicht nur, dass die Vorträge zur weiteren Recherche zu den Themen und den Vortragenden anregen und man so ein recht fundiertes Bild bekommt, sondern die Vorträge an sich, die alle unter dem Oberthema Varroabehandlung zusammengefasst werden könnten, enthalten so viel Wissen, so viele neue Perspektiven auf jahrelang propagierte Vorgehensweisen und so viele neue Ansätze, dass ich jedem, der Bienen hält, den Podcast nur ans Herz legen kann. Die sechs Stunden Vortrag sind jede Minute wert.

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