Uns ist nicht ganz klar, was passiert ist, aber etwas ist passiert. Bekam unser Schwächling neulich noch einen von einer Kuh übergebraten und kauften wir uns daher noch einen Schwarm, damit wir wenigstens mit zwei Völkern in den Winter gehen können, da bekommen die beiden plötzlich Oberwasser. Ein Schwarm ist uns nicht abgegangen, aber sowohl der Schwächling als auch der Schwarm haben plötzlich zwei Bruträume ausgebaut. Innerhalb von gefühlt wenigen Tagen. So kann es gehen.
Allerdings kommt mit diesem plötzlichen Bautrieb und einer regelrechten Sammelwut auch schon das nächste Problem. Wir haben, da wir ja Anfänger sind, keine ausgebauten Waben, sondern nur Mittelwände. Um den Bienen in den nun fast vollen Kisten etwas Platz zu schaffen, haben wir also beide Völker mit einem Honigraum voller Mittelwände erweitert. Denn sie hatten schon reichlich Nektar eingetragen und alle Zellen, die nicht anderweitig belegt waren, befüllt. In beiden Völkern haben wir im oberen Brutraum vier neu ausgebaute Waben nur mit Honig entdeckt. Diese Honigwaben haben wir, als die Bienen den Honigraum nach einer Woche noch nicht angenommen haben, kurzerhand in den Honigraum gehängt und die frei gewordenen Mittelwände in die obere Brutzarge.
Dieses Umhängen von Waben ist möglich, da durch unbebrüteten Waben keine Verunreinigung des Honigs entstehen kann. Brutwaben hingegen haben im Honigraum (im Normalfall) nichts zu suchen. Auch hier gibt es wieder Ausnahmen, aber bei solchen Maßnahmen wird auch dafür gesorgt, dass die Brutwaben nicht geschleudert werden und somit den Honig verunreinigen.
Ob die Bienen durch dieses Umhängen der Honigwaben in den Honigraum oder durch etwas anderes dazu bewegt wurden, den Honigraum auszubauen, wissen wir nicht, aber eine weitere Woche später waren sie fleißig dabei. Die Mittelwände im Brutraum waren ebenfalls bereits ausgebaut und auch schon mit einem kleinen Brutnest versehen, sofern sie nicht schon wieder voller Nektar waren.
Honigernte
Was machen wir nun aber mit dem Honig? Weil wir aktuell wenig Zeit haben, kurz vor einem Umzug stehen und eigentlich auch nicht mit Honig gerechnet hatten, haben wir uns noch nicht mit den für die Honigernte nötigen Utensilien ausgestattet. Auch ist unser Imkerverein so klein, dass er über keine Leihschleuder verfügt. Was sollen wir aber mit den vollen Honigwaben machen?
Kurz haben wir über Presshonig nachgedacht. Dabei wird die Wabe ausgeschnitten und in ein Seihtuch gepackt, welches dann ausgepresst wird. Der Honig tropft aus dem Seihtuch und kann aufgefangen werden. So ist er auch gleich schon gesiebt, muss gegebenenfalls aber noch durch ein sehr feines Spitzsieb laufen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man außer dem Seihtuch und eventuell noch einem Feinsieb keine weiteren Hilfsmittel braucht. Der Nachteil ist allerdings, dass man die ausgebauten Waben verliert.
Exkurs - Das Problem des Ablegers
Ich hege die Vermutung, dass die fehlenden ausgebauten Waben unser größtes Problem war. Der Schwächling aus dem Vorjahr hatte keinen Platz, um große Brutflächen anzulegen und hatte somit kein Möglichkeit zu wachsen. Da aber auch kein Platz für Futter vorhanden war, hat der Ableger quasi von der Hand in den Mund gelebt. Dadurch mussten die Bienen so viel wie möglich sammeln und hatten keine Zeit, Waben auszubauen. Ein Teufelskreis, den wir erst durch unsere Futtergabe nach der Kuhattacke und der folgenden Tracht unterbrochen wurde. So zumindest meine Theorie.
Honig- und Wabenernte
Um nun nicht im nächsten Jahr in ähnliche Probleme zu laufen, würden wir gern die Honigwaben behalten, sie müssen daher die Honigernte überleben. Also doch Schleudern. Aber ohne Schleuder? Nach ein paar kurzen Gesprächen hatten wir aber schnell sowohl vom Verkäufer des Schwarms als auch von unserem Imkerpaten das Angebot, bei ihnen mitzuschleudern. Wir entschieden uns für unseren Imkerpaten, da er zum Einen näher gelegen ist, zum Anderen zwei Wochen später schleudern möchte. Wir haben die Hoffnung, dass unsere Bienen bis dahin die Honigräume fertig ausgebaut und möglichst viel Honig aus dem Brutraum umgetragen haben. Nicht, damit wir möglichst viel Honig ernten, sondern damit die Völker Platz für die Aufzucht der Winterbienen haben.
Nun stehen die nächsten Fragen im Leben eines Jungimkers an: Wie lagere ich den Honig? Und wie verkaufe ich ihn? Flüssig oder cremig? In welchem Glas? Aber dazu später mehr.