1. Ein Schwarm

    Unser Ableger aus dem Vorjahr entwickelte sich, wie berichtet, längere Zeit nicht so wie erhofft. Damit sahen wir auch unser Ziel für das Jahr 2019 in Gefahr. Wir sind mit einem Volk ins Jahr gestartet und wollten es mit drei Völkern beenden. Aus Eins mach Drei funktioniert aber nur, wenn Eins auch stark genug ist, um daraus zwei Ableger zu bilden. War es aber nicht, somit war das Jahresziel in Gefahr.

    Honig stand in diesem Jahr erst gar nicht auf dem Plan. Vielleicht sind im Sommer irgendwo ein, zwei Waben übrig, die wir für den Eigenbedarf auspressen können, aber Honigverkauf hatten wir direkt ausgeschlossen. Zum einen wollten wir uns diese zusätzliche Arbeit während des Hausbaus nicht aufbürden, zum anderen haben wir auch das nötige Equipment nicht. Und da geht es ja nicht nur um die Schleuder und ein Entdeckelungsgeschirr, sondern auch um Lagerbehälter, Abfüller, Wagen, Gläser, aber auch logistische Dinge wie einen Raum zum Schleudern oder zum Lagern.

    Was macht man also, wenn man mehr Völker haben will, als man selbst hinbekommt? Man kauft sich welche. Um durch einen Kauf aber keine Krankheiten zu verschleppen, wird oft dazu geraten, Völker von lokalen Imkern zu kaufen oder größeren Betrieben, die nicht so weit weg sind. Das macht auch die Transporte für Menschen einfacher und für Bienen angenehmer. Und so traf es sich sehr gut, dass ein befreundeter Imker mir irgendwann seid Leid klagte. Er hätte im Frühjahr schon so viele Schwärme gehabt, dass ihm die Beuten und auch der Platz auf dem Stand ausgingen. Er hätte schon ein Volk verkauft, aber den freigewordenen Platz direkt wieder mit einem Schwarm besetzt. Nach kurzem Gespräch einigten wir uns darauf, dass auch wir ihm einen Schwarm abkaufen.

    Glücklicher Weise imkerte der Kollege mit der Frankenbeute, sodass es kein Problem war, unsere Rähmchen im Deutsch Normalmaß im Warmbau in eine Zarge über seine Zanderrähmchen im Kaltbau zu setzen. Denn eine Besonderheit der Frankenbeute ist, dass beide Rähmchenmaße passen.

    Nachdem der Schwarm unsere Mittelwände ausgebaut hatte, wurde die Königin auf unsere Rähmchen gesetzt und mittels eines Absperrgitters von den Zanderrähmchen getrennt. Somit konnte dort die Brut auslaufen, während auf unseren Rähmchen weiter gebrütet werden konnte. Als dann die untere Zarge brutfrei war, fuhren wir mit einer unserer Beuten zum Stand des Kollegen, sortierten die Rähmchen aus seinen Frankenbeuten in unsere Hohenheimer Einfachbeute und brachten sie zu unserem Stand.

    Das Gesundheitszeugnis, welches wir bekamen, hätten wir rein rechtlich gar nicht gebraucht, da wir innerhalb unseres Landkreises geblieben sind. Erst beim Transport von Bienen über Kreisgrenzen hinweg muss ein Gesundheitszeugnis vorhanden sein. So war es für uns einfach noch eine Bestätigung, dass mit den Bienen alles in Ordnung ist. Und so kamen wir zu unserem zweiten Volk mit einer standbegatteten Carnica-Landrassekönigin. Mal sehen, wie sie sich im Gegensatz zu unserer auf einer Belegstelle begatteten Königin so macht.

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  2. Karla im Herbst

    Das rote Volk rund um Karla Marx hat uns noch bis Mitte Oktober quasi die Haare vom Kopf gefressen. Jede neue Portion Futtersirup, die wir angeboten haben, wurde kurzerhand aufgeschlürft. Dank des guten Wetters konnte auch bis über die Monatsmitte hinaus Pollen gesammelt werden. Ich hatte zwischenzeitlich schon etwas Angst, dass die Beute zu klein, das Brutnest also verhonigt würde. Spricht man bei der Winterfütterung eigentlich vom verhonigen?

    Wie auch immer, es scheint alles gut gegangen zu sein. Ich habe gerade zum wahrscheinlich letzten Mal für dieses Jahr die Beute aufgemacht, um die Futtergefäße zu entfernen und den dadurch entstandenen Platz durch zwei Mittelwände jeweils an den Außenwänden aufzufüllen. Dabei habe ich mir auch noch einen letzten Überblick über das Volk verschafft. Es gab Stifte, Maden, verdeckelte Brut, viele Bienen, eine Karla Marx und viel Futter.

    Aber wie viel ist denn “viel Futter”? Das lässt sich gar nicht so einfach bestimmen. Ich wollte das Volk nicht so sehr stressen, alle Waben zu ziehen und die Futtereinheiten zu zählen. Daher habe ich es gewogen. Schließlich soll man so auch herausfinden können, wie viel Futter in einem Volk ist. Aber wie geht das nun genau?

    Wiegen

    Wiegen kann man ein Volk relativ einfach. Man braucht eine Zugwaage, also eine Waage, die man oben halten und unten das Gewicht einhängen kann. Zum Beispiel eine Kofferwaage. Die Waage hängt man dann einmal links und einmal rechts (oder vorne und hinten) unter den Boden und zieht so lange, bis man die Beute gerade anhebt. Dann ließt man die Waage ab. Die beiden Gewichte von links und rechts (oder vorne und hinten) werden zum Gesamtgewicht addiert. In unserem Fall waren es links 10,9 kg und rechts 11,4 kg, zusammen also 22,3 kg. Jetzt wissen wir zwar, wie schwer die Beute ist, aber noch immer nicht, wie viel Futter darin ist. Daher geht es nun zum zweiten Schritt, dem Rechnen.

    Rechnen

    Um die Futtermenge zu berechnen, brauchen wir noch einige weitere Angaben. Karla Marx residiert in einer einzargigen Deutsch-Normal-Beute auf einem hohen Gitterboden. Der Boden wiegt ca. 2500 g, der Holzdeckel 2250 g und die Blechhaube noch einmal 1820 g. Dazu kommt die eigentliche Zarge mit ca. 3500 g. Ein Rähmchen (Hoffmann-modifiziert) mit Mittelwand schlägt mit ungefähr 270 g zu Buche. Eine leere Zarge, wie wir sie einsetzen, bringt somit rund 12,7 kg auf die Waage.

    Die Differenz zu meinen gewogenen 22,3 kg ist allerdings nicht allein Futter. Die Bienen haben die Mittelwände ausgebaut, es gibt noch etwas Brut, etwas Pollen und die Bienen selbst natürlich auch.

    Ein ausgebautes Rähmchen unserer Bauart wiegt ca. 350 g, also 80 g mehr als eine unausgebaute Mittelwand. Bei 8 Waben kommen somit nochmal rund 640 g zusammen.

    Die nächste Schwierigkeit ist es, das Gewicht für Brut und Bienen zu ermitteln. Man soll pro 10 Bienen mit ca. 1 g Rechnen. Das Bienenjournal stellt eine hilfreiche Tabelle zur Verfügung, die Mengen und Gewichte pro Einheit beschreibt. Eine Einheit ist dabei ein Achtel einer Wabenseite. Mehr zu dieser Messmethode. Bei der Durchsicht eben habe ich ca. 100 Einheiten Bienen gesehen, also ungefähr 1,1 kg. Rechnet man dann noch etwas für Brut dazu, kommt man zusammen mit dem Wabenausbau von vorherigen Abschnitt auf 2 kg.

    Rechnen man nun alles zusammen, also die rund 12,7 kg für die leere Zarge plus die 2 kg für Bienen, Brut und Wachs und zieht das von den gewogenen 22,3 kg ab, landet man bei 7,6 kg Futter.

    Bewerten

    7,6 kg Futter sind wohl auch für einen Ableger etwas zu wenig. Daher werden wir das Gewicht weiter beobachten und gegebenenfalls mit Futterteig nachfüttern.

    Fazit

    Wenn man erst einmal die Berechnung der Gewichte beisammen hat, geht das Wiegen selbst und die anschließende Berechnung des Restfutters schnell von der Hand und ist somit kein großer Aufwand. Das ermöglicht es uns, den spät erstarkten Ableger, der wahrscheinlich zu wenig Futter eingelagert hat, gut im Auge zu behalten und hoffentlich erfolgreich über den Winter zu bringen.

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