1. Honig wiegen

    Auf Grund gesetzlicher Vorgaben muss Honig mit einer geeichten Waage abgefüllt werden. Eichung bedeutet, dass die Waage in regelmäßigen Abständen von einer dazu befähigten Organisation daraufhin geprüft wird, dass sie das Gewicht korrekt anzeigt. Somit sorgt man also dafür, dass die Menge im Glas landet, die auf dem Etikett angegeben ist. Aber wie teuer ist so eine geeichte Waage? Wie teuer eine Eichung? Und wie geht das überhaupt?

    Fertigpackungen

    Honig wird in so genannten Fertigpackungen verkauft. Was Fertigpackungen sind, regelt die Fertigpackungsverordnung

    Fertigpackungen sind Verpackungen beliebiger Art, in die in Abwesenheit des Käufers Erzeugnisse abgepackt und die in Abwesenheit des Käufers verschlossen werden, wobei die Menge des darin enthaltenen Erzeugnisses ohne Öffnen oder merkliche Änderung der Verpackung nicht verändert werden kann.

    Nimmt man beispielsweise das Honigglas des DIB, so handelt es sich um eine Fertigpackung. Es wird in Abwesenheit des Käufers gefüllt, nämlich beim Imker im stillen Kämmerlein (oder so ähnlich) und es wird auch dort verschlossen und etikettiert. Will der Kunde nun ein Glas kaufen, kann er am Gewährverschluss erkennen, ob das Glas ungeöffnet ist. Denn wenn das Glas geöffnet wird, zerreißt der Gewährverschluss. Somit ist allein der Abfüller für die Menge des Inhalts verantwortlich. Und damit dieser sich sicher ist, dass die Menge auch der entspricht, die auf dem Glas angegeben ist, müssen geprüfte Waagen eingesetzt werden.

    Das Eichamt

    Diese Prufung der Waage nennt man Eichung. Dabei wird die Waage so eingestellt, dass sie innerhalb eines definierten Bereichs mit einer definierten Genauigkeit das Gewicht anzeigt. In NRW ist der Landesbetrieb Mess- und Eichwesen für diese Prüfung und damit

    den Schutz der Bürger vor den vielfältigen Auswirkungen falscher Messergebnisse

    zuständig. So ist es im Mess- und Eichgesetz festgeschrieben.

    Die gesetzlichen Vorgaben

    Für geeichte Waagen gibt es verschiedene Genauigkeitsklassen, von Feinwaagen (Klasse I) über Präzisionswaagen (Klasse II) hin zu Handelswaagen (Klasse III). Für die Abfüllung von Honig benötigen wir eine Waage der Klasse III.

    Honig wird für gewöhnlich in 500g Gläsern abgefüllt. Laut §22 FertigpackV ist hier eine Minusabweichung von 3% der Nennmenge möglich, das wären also 15g. Damit erklärt sich auch, warum eine Waage der Klasse III mit einer Genauigkeit von 1-2g ausreichend ist.

    Waagenauswahl

    Waagen haben einen Wiegebereich. Das ist der Bereich, für den sie gebaut wurden und in dem sie eine bestimmte Toleranz nicht überschreiten. Für Honig im DIB-Glas reicht es also aus, wenn der Wiegebereich 500g umfasst. Für eine Waage auf dem Obstmarkt, wo auch schon mal mehrere Kilo Kartoffeln über den Tresen gehen, muss die Waage natürlich entsprechend größer sein. Und auch Waagen für Fahrzeuge müssen unter bestimmten Bedingungen geeicht sein. Stellt man aber ein DIB-Glas mit Honig auf eine LKW-Waage, wird diese das Gewicht wahrscheinlich nicht auf wenige Gramm genau anzeigen. Die Waage muss also zum Einsatzbereich passen. Für uns Hobbyimker ist daher eine Waage für das DIB-Glas ausreichend. Die meisten Waagen, die man für diesen Bereich so findet, haben einen Wiegebereich von 0kg bis 3kg, manchmal auch von 0kg bis 6kg.

    Kosten

    Die Auswahl an eichfähigen Waagen ist größer, als ich es vermutet hätte. Bei den einschlägigen Onlinehändlern für Imkereibedarf findet man Waagen zwischen 200€ und 400€, in allgemeinen Onlineshops auch schon mal etwas günstiger. Ich habe mich nach etwas Recherche für ein Modell der nicht so prominenten Marke Ohaus entschieden, da dieses zum recht günstig ist und die Möglichkeit bietet, die Waage an einen Computer anzuschließen. Das ist aber ein Thema für einen anderen Post.

    Die Kosten für die Eichung einer Waage richten sich nach der Messbereich der Waage. Für unsere Honigwaage bis 3kg findet man die Gebühr im Gebührenverzeichnis des Landesbetriebs Mess- und Eichwesen unter der Schlüsselzahlengruppe 2: Messgeräte zur Bestimmung der Masse. Dort gibt es den Abschnitt Schlüsselzahlengruppe 2.2: Nichtselbsttätige Waagen mit den Waagen der Genauigkeitsklasse III, den Handelswaagen. Mit einem Messbereich bis 5kg (Punkt 2.2.3.1) wird dort eine Gebühr von 73,40€ aufgerufen. Hat man eine Waage mit einem Wiegebereich zwischen 5kg und 50kg, kostet es gar 91,10€.

    Aber selbst bei einer Waage mit einem Wiegebereich unter 5kg ist das eine stattliche Summe, vor allem für einen kleinen Hobbyimker. Zwar fällt eine Prüfung nur alle zwei Jahre an. Aber bekommt man das nicht doch noch etwas günstiger?

    Rabatte

    Sollte man meinen. Laut §5 (1) 12 der Mess- und Eichverordnung ist die Verwendung einer geeichten Waage nicht notwendig, wenn der Jahresumsatz unter 2000 Euro liegt und der Betrag eines Geschäftsvorgangs 5 Euro nicht überschreitet. Wer also seinen Honig für 5 Euro anbietet und weniger als 200kg verkauft, ist von den Vorgaben der Mess- und Eichverordnung befreit. Sofern er an jeden Kunden nur ein Glas Honig verkauft. Da das aber sehr unwahrscheinlich ist, kann sich der Imker nicht auf diese Klausel berufen.

    Im Gebührenverzeichnis unter §7 (3) heißt es:

    Aus Gründen des öffentlichen Interesses oder der Billigkeit, insbesondere für Kleinstunternehmen und kleine Unternehmen im Sinne der Empfehlung 2003/361/EG der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen (ABl. L 124 vom 20.5.2003, S. 36), kann eine niedrigere Gebühr als die in der Anlage vorgesehene Gebühr oder eine Gebührenbefreiung bestimmt werden. Im Übrigen können Ermäßigungen gewährt werden, sofern diese im Gebührenverzeichnis vorgesehen sind.

    Ermäßigung? Gebührenbefreiung? Für Kleinstunternehmer oder kleine Unternehmen? Trifft das auf Imker zu?

    In der Empfehlung der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen (2003/361/EG) heißt es:

    Innerhalb der Kategorie der KMU wird ein Kleinstunternehmen als ein Unternehmen definiert, das weniger als 10 Personen beschäftigt und dessen Jahresumsatz bzw. Jahresbilanz 2 Mio. EUR nicht überschreitet.

    Das sollte also auf die meisten Imkereien zutreffen. Leider ist auf Nachfrage beim Landesbetrieb Mess- und Eichwesen noch keine andere Gebühr für Kleinstunternehmer festgesetzt worden.

    Aber es gibt noch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Eine Ermäßigung. In der Gebührenordnung ist unter Punkt E 2.2-1 angegeben, dass sich die Gebühr um 50% verringert, sofern die Prüfung von Waagen in den Räumlichkeitender zuständigen Stelle erfolgen. Für mich lohnt es sich nicht, wegen knapp 40€ zwei Stunden Auto zu fahren. Aber es gibt noch eine weitere Ermäßigung. Bei einer Prüfung im Rahmen einer Rundfahrt wird ein Nachlass von 20% gewährt. Meldet man sich also für eine solche Rundfahrt an, kommt der Prüfer zur Waage, und man zahlt nur noch 58,72€. Pro Jahr müsste man also 29,36 für die Waageneichung einpreisen.

    Und dann gibt es natürlich auch die Möglichkeit, eine solche Waage als Verein zu kaufen, sodass alle Mitglieder sich diese ausleihen können. Damit lassen sich die Kosten auf alle umlegen und plötzlich bietet sich eine günstige Möglichkeit, seinen Honig entsprechend der gesetzlichen Vorgaben abzufüllen.

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  2. Honigernte 2019

    Gestern war es endlich soweit. Nach vielen interessanten Erlebnisse mit unseren Bienen im vergangenen Bienenjahr stand mit der Honigernte quasi der Höhepunkt im Jahreslauf des Imkerns an. Am Sonntag legten wir die Bienenflucht ein. Das ist eine Holzplatte mit einem Loch und einem daran angeschlossenen besonders geformten Auslass, die zwischen Brutraum und Honigraum geschoben wird. Dieser besondere Auslass sorgt dafür, dass die Bienen zwar noch aus dem Honigraum herauskommen, nicht aber wieder hinein. Man verringert also die Zahl der Bienen im Honigraum und damit auch die Zahl der Bienen, die man am Erntetag von den Honigwaben abkehren muss. Leider hatten wir nur eine Bienenflucht und damit die Gelegenheit einer direkten Erfolgskontrolle dieser Maßnahme.

    Die Ernte

    Montag Morgen in aller Früh ging es dann ans Ernten. Dies sollte vor Beginn des Bienenflugs passieren, um Räuberei vorzubeugen, aber auch um zu verhindern, dass schon wieder frischer, noch nicht eingedickter Nektar eingetragen wird und damit den Wassergehalt des Honigs erhöht. Als wir um 5:30 Uhr bei den Bienen eintrafen, waren diese tatsächlich schon unterwegs. Notiz für das nächste Jahr: Noch früher anfangen. Dass diese Bienchen aber auch immer so fleißig sein müssen.

    Zuerst haben wir das Volk mit der Bienenflucht abgeerntet, da wir dort weniger ansitzende Bienen erwarteten und daher auch wenig Gewusel durch das Abkehren. Die Ernte erfolgt in immer gleichen Schritten: Honigraum auf, erste Wabe heraus, Bienen vor die Beute kehren, Wabe in eine bereitgestellte Zarge (Boden, Kiste, Deckel) packen und sofort den Deckel drauf, damit die Bienen sich nicht wieder auf die Wabe niederlassen. Die riechen nämlich lecker nach Honig. Und dann weiter mit der zweiten Wabe: Rausnehmen, abkehren, Deckel auf und schnell verstauen.

    Hilfreich ist es, bei der Ernte zu zweit zu arbeiten, da dann das Verstauen der bienenfreien Waben in der bereitgestellten Zarge viel einfacher geht. Je nach verwendetem Rähmchenmaß kann eine Wabe gern mal einige Kilo schwer sein. Wenn man dann in einer Wolke von abgefegten Bienen mit der schweren Wabe in der Hand steht, ist es nicht so einfach, die Zarge zu öffnen und die Waben sauber einzuhängen, ohne dass wieder Bienen in die Zarge gelangen oder man die Wabe herum jongliert und sie schlimmstenfalls herunterfällt. Wenn aber eine den Deckel lupft, während der Andere die Wabe mit beiden Händen führen kann, geht es zügig, stress- und unfallfrei.

    Dem Volk ohne Bienenflucht haben wir den Honigraum quasi aus dem laufenden Betrieb geklaut. Bereits nach kurzer Zeit summte und brummte es um uns, dass wir sehr froh waren, nur zwei Honigräume ernten zu müssen. Aber auch die Ernte von diesem Volk ging schnell und unkompliziert vonstatten und bereits wenige Minuten nach der Ernte kehrte bereits wieder Ruhe am Bienenstand ein.

    Die nun aus zwei Honigräumen bestehende Zarge haben wir bienendicht untergestellt. Das bedeutet, dass man sie in einem Raum unterstellt, in den keine Bienen gelangen können. Andernfalls kann es passieren, dass die Bienen den Honig riechen und man innerhalb kurzer Zeit hunderte Bienen anlockt. Aber auch Wespen und andere Insekten mögen Honig.

    Die Verarbeitung

    Eigentlich wollten wir in diesem Jahr noch keinen Honig ernten, sondern unseren Ableger zu drei Ablegern vermehren. Nun hatten wir aber doch Honig, aber kein Equipment, um ihn zu verarbeiten. Daher bot uns unser Imkerpate an, seine Schleuder samt Zubehör zu nutzen. Vielen Dank dafür.

    In den Honigräumen waren 16 Waben mit Honig, sodass wir bereits nach kurzer Zeit und 4 Schleudergängen fertig waren. In einigen Waben war auch etwas bereits kristallisierter Honig zu erkennen, den wir nicht ausschleudern konnten. Das muss dieser Zementhonig gewesen sein. Glücklicherweise nur wenige und kleine Stellen. Allerdings war der gesamte Honig sehr zähflüssig, sodass er auch nach Abschluss des Schleuderns noch einige Stunden brauchte, um durch die Siebe zu fließen. Ein befreundeter Imker meinte, dies könne auch eine Folge der Melizitose im Honig sein.

    Das Sieben des Honigs ist wichtig, um Schmutzpartikel und Wachsreste aus dem Honig zu filtern. Alles, was die Siebe nicht erwischen, wird in den Tagen nach der Ernte langsam an die Oberfläche steigen und kann dort abgeschöpft werden.

    Zum Abschluss hat unser Imkerpate noch den Wassergehalt des Honigs gemessen. Dieser ist wichtig, da Honig mit mehr als 20% Wasser zu gären beginnen kann und nicht verkauft werden darf. Will man den Honig im Glas des Deutschen Imkerbunds vertreiben, muss er höhere Anforderungen erfüllen. Bezogen auf den Wassergehalt bedeutet dies, dass er maximal 18% Wasser enthalten darf.

    Das Ergebnis

    Unsere beiden Völkchen haben in diesem turbulenten Jahr 2019 rund 25kg Honig gesammelt. Das ist pro Volk nicht viel, man geht in unserer Gegend von einem durchschnittlichen Jahresertrag von rund 30kg pro Volk aus. Aber wie schon gesagt, wir hatten nicht wirklich damit gerechnet, Honig zu ernten. Der Wassergehalt beträgt 17%, sodass wir auch die Qualitätsanforderungen des Deutschen Imkerbunds erfüllen. Ob wir den Honig allerdings verkaufen, wissen wir noch nicht. Die erste kleine Ernte wird sicher selbst vertilgt und als Geschenk an Freunde, Bekannte und Nachbarn gehen.

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